Berlin. SED-Chef Walter Ulbricht ging als “Mauerbauer“ in die Geschichte ein. Unter seiner Führung wurde ab dem 13. August 1961 das trennende Bollwerk hochgezogen. Geschichte und Opfer sollen nicht in Vergessenheit geraten.

Mit einem zentralen Gedenken am 59. Jahrestag des Mauerbaus ist in Berlin an die Opfer der deutschen Teilung erinnert worden.

In der Gedenkstätte an der Bernauer Straße legten Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) und Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) Kränze am Denkmal nieder. Auch die Mutter von Chris Gueffroy, des letzten erschossenen DDR-Flüchtlings, Karin Gueffroy, kam zu dem Gedenken auf dem früheren Todesstreifen. Wegen der Corona-Pandemie durften laut Mauer-Stiftung in diesem Jahr nur 20 Gäste kommen.

Grütters betonte in einer Mitteilung, die Opfer der Teilung würden niemals vergessen. Die Berliner Mauer sei das Symbol für ein tödliches Grenzregime gewesen. Das SED-Regime habe grundlegende Menschenrechte verletzt und den Menschen keinen Raum für Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit gegeben.

Am 13. August 1961 hatte die SED-Führung unter Walter Ulbricht mit dem Bau der Mauer begonnen. Das rund 155 Kilometer lange Bollwerk zerschnitt Berlin mehr als 28 Jahre. Die deutsch-deutsche Teilung ging erst mit dem Fall der Mauer am 9. November 1989 zu Ende.

Nach Angaben der Stasi-Unterlagen-Behörde stand die DDR Anfang der 60er Jahre vor dem Ruin, da Abertausende Menschen flüchteten. Die SED-Führung habe sich angesichts der desolaten Lage nicht anders zu helfen gewusst, als das eigene Volk einzusperren. Eine unüberwindbare Mauer sollte die Fluchten stoppen und der SED die Macht sichern.

In Berlin starben nach dem Mauerbau nach wissenschaftlichen Erkenntnissen mindestens 140 Menschen durch das DDR-Grenzregime. An einer Studie, wonach an der etwa 1400 Kilometer langen deutsch-deutschen Grenze mindestens 327 Menschen ums Leben kamen, war Kritik aufgekommen. Teile des Forschungsprojekts sollen überprüft werden.

Berlins Regierungschef Müller mahnte anlässlich des Gedenktages, die Erinnerung an Unfreiheit und Diktatur wachzuhalten. Es gebe eine gemeinsame Verantwortung, Freiheit und Demokratie zu schützen und gegen neuen Nationalismus in ganz Europa zu verteidigen. "Wir gedenken deshalb der Opfer des DDR-Unrechtsregimes auch deshalb, weil sie zeigen, dass ein Nein zu Willkür, Unterdrückung und Diktatur nicht sinnlos ist. Ihr Erbe ist unsere Freiheit und unser Auftrag."

Für die Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur war die Mauer das sichtbarste Zeichen für die kommunistische Gewaltherrschaft im Osten Deutschlands und Osteuropas. Zugleich sei es die weltweit sichtbare moralische und politische Bankrotterklärung eines Systems gewesen, das die Menschen nur durch Abschottung, Repression und Verfolgung davon habe abhalten können, in den Westen zu fliehen, so Geschäftsführerin Anna Kaminsky.

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