Berlin. Der Umstand, dass Eigentümer für die Grundsteuererklärung Daten zusammensuchen und an den Fiskus übermitteln müssen, ist ein Ärgernis.

Mit Steuererklärungen verhält es sich wie mit Vorsorgeuntersuchungen: Viele Menschen zögern sie möglichst lange hinaus. Das gilt für die jährliche Einkommensteuererklärung, aber gegenwärtig auch für die Grundsteuererklärung. Der Gesetzgeber hat auf Geheiß des Verfassungsgerichts eine umfassende Reform dieser Steuer beschlossen, die nach und nach umgesetzt wird. 36 Millionen Grundstücke mitsamt den dazugehörigen Gebäuden müssen neu bewertet werden.

Die Eigentümer sind verpflichtet, bis Ende Januar eine Reihe von Daten an die Finanzverwaltung zu übermitteln, was in der Praxis oft ziemlich kompliziert ist. Da verwundert es kaum, dass Millionen Betroffene die Dinge schleifen lassen und ihre Erklärung immer noch nicht abgegeben haben.

Grundsteuerreform: Der Ablauf ist ein Ärgernis sondergleichen

Es bringt nichts, über die Reform an sich zu lamentieren: Sie ist beschlossene Sache, und sie ist notwendig. Der Umstand allerdings, dass die Eigentümer mühsam Daten zusammensuchen und digital an den Fiskus schicken müssen, ist ein Ärgernis sondergleichen.

Politik-Korrespondent, Thorsten Knuf
Politik-Korrespondent, Thorsten Knuf © Privat | Privat

Denn sämtliche Daten liegen diversen staatlichen Stellen für die Grundsteuererklärung selbstverständlich längst vor, und das oft seit Jahren oder gar Jahrzehnten. Weil es die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt bislang aber nicht geschafft hat, ihre öffentliche Verwaltung umfassend zu digitalisieren, muss jetzt wieder der Bürger ran und für den Staat Zahlen zusammenklauben und eintippen.

Der deutsche Staat muss dringend digitaler werden

Das ist so zeitgemäß, wie beim Bürgeramt eine Nummer zu ziehen, eine Stunde zu warten und dann dem Sachbearbeiter eine Adressänderung mitzuteilen – anstatt dies online von zu Hause aus zu erledigen. Der deutsche Staat muss dringend digitaler werden, und zwar schnell. Der jetzige Zustand ist kaum noch zu ertragen.