Berlin. Am 4. März soll ein Pakistaner von griechischen Grenzschützern erschossen worden sein. Die Regierung hatte dies zunächst dementiert.

Internationale Rechercheteams haben nach Informationen des „Spiegels“ den Vorwurf erhärtet, dass griechische Grenzschützer am 4. März an der Grenze zur Türkei einen Migranten erschossen haben. Es soll sich dem Bericht zufolge um einen 42-jährigen Pakistaner namens Muhammad Gulzar handeln. Die griechische Regierung hatte den Vorwurf zunächst dementiert.

Anfang März hatten türkische Behörden berichtet, griechische Grenzschützer hätten einen Mann getötet und weitere verletzt. In sozialen Netzwerken war ein Video geteilt worden, dass die Leiches des Mannes zeigen sollte.

Griechenland hatte die Vorwürfe abgewiesen. „Es gibt keinen solchen Vorfall mit Schüssen von griechischen Beamten“, sagte Regierungssprecher Stelios Petsas. Die Recherchen der Journalisten zeigen nun Gegenteiliges.

Flüchtling laut „Spiegel“ beim Grenzübertritt von Soldaten getötet

Wie der „Spiegel“ berichtet, sei es – anders als von Athen dargestellt – sehr wahrscheinlich, dass von griechischen Sicherheitskräften scharf geschossen worden sei. Gemeinsame Ermittlungen mit den Rechercheteams Forensic Architecture, Lighthouse Reports und Bellingcat legten nahe, dass Muhammad Gulzar von der Kugel eines griechischen Soldaten getroffen wurde, als er den Grenzzaun überqueren wollte – und anschließend gestorben sei.

Die Rechercheure hätten Augenzeugen und seine Ehefrau befragt, offizielle Dokumente wie den Autopsiebericht und Fotos ausgewertet. Auf Twitter erklärten die Journalisten, den Rechercheteams hätten mehrere Stunden Videomaterial zur Verfügung gestanden.

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Sie könnten nachweisen, dass Gulzar am 4. März an der Grenze griechischen Soldaten mit Gewehren gegenüberstand. Gulzar sei durch eine Kugel getötet worden, die zu den Schnellfeuergewehren der griechische Soldaten vor Ort passe. Auch andere Personen seien von diesen Geschossen getroffen worden. Einen Mann aus einem Video wollen die Journalisten zudem identifiziert und befragt haben.

Flüchtling getötet – Regierung hatte Vorfall und Einsatz von Schusswaffen dementiert

Angefangen hatten die Auseinandersetzungen an der Grenzen damit, dass die Türkei die Grenzen zur EU für offen erklärt hatte. Tausende in dem Land festsitzende Migranten hatten daraufhin versucht, nach Griechenland zu gelangen.

Der griechische Grenzschutz stellte sich dem entgegen. Eine dpa-Reporterin berichtete von Schüssen. Das Gouverneursamt der türkischen Grenzprovinz Edirne erklärte schließlich, Schüsse griechischer Grenzbeamter hätten einen Migranten getötet und weitere verletzt. Die griechische Regierung erklärte, lediglich Blendgranaten und Tränengas eingesetzt zu haben, um die Menschen zurückzudrängen.

Flüchtlinge an den EU-Außengrenzen – Mehr zum Thema

Für Geflüchtete ist die Situation an den EU-Außengrenzen prekär. Viele können weder vor, noch zurück. Nachdem die Türkei die Grenzen geöffnet hatte, versuchten tausende Menschen, sie zu überqueren. Den Verlauf der Entwicklungen um Geflüchtete an Griechenlands Grenzen können Sie in unserem Newsblog nachlesen. Unsere Reporter berichteten von dramatischen Zuständen an der griechischen Grenze, die an 2015 erinnern. Auch im April schickte die Türkei wieder tausende Geflüchtete Richtung EU.

(dpa/reba)