Biarritz/Bayonne. Am Sonntag geht es in Biarritz um die schwächelnde Weltkonjunktur und den Handel mit den USA. Endet der G7-Gipfel diesmal ohne Streit?

US-Präsident Donald Trump hat zumindest kurzfristig seinen Frieden mit den Europäern gemacht. Nachdem er am Freitag mit der Air Force One in Bordeaux gelandet war, traf er in der Hotellobby zufällig schon früher als geplant auf seinen Gastgeber Emmanuel Macron – und wurde von diesem sofort zu einem Arbeitsessen gebeten.

Trump sagte zu – und die beiden Präsidenten sprachen dann zwei Stunden über die Krisen dieser Welt. Bei 25 Grad und lauer Brise. Trump, für maximale Härte bekannt, war versöhnlich gestimmt. „Wir sind seit langer Zeit Freunde“, sagte er anschließend in Richtung Macron. „Manchmal streiten wir ein bisschen, nicht sehr viel. Aber wir kommen sehr gut miteinander aus. Wir haben eine sehr gute Beziehung.“

Während also Macron an der Männerfreundschaft arbeitete, entschloss sich die deutsche Kanzlerin, ein wenig am Meer spazieren zu gehen. Und zwar nicht in der „roten Zone“ von Biarritz, die komplett abgesperrt ist, sondern am öffentlichen Strand. Die Kanzlerin wurde bei der Stippvisite von Menschen freundlich gegrüßt, darunter auch von deutschen Urlaubern. Mit einem französischem Rettungsschwimmer kam sie ins Gespräch. Lockerungsübungen nennt man das wohl.

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Trump und Macron streiten um französische Digitalsteuer

Beim anschließenden Abendessen der G7 im „Hotel du Palais“ – neben den USA, Frankreich und Deutschland noch Kanada, Japan und Italien – sei die Stimmung entsprechend gelöst gewesen, hieß es am Sonntag. Trotz vieler Konflikte habe man konstruktiv miteinander gesprochen, über die Probleme mit dem Iran und in der Ukraine etwa.

US-Präsident Donald Trump und der französische Präsident Emmanuel Macron beim gemeinsamen Abendessen am Freitag.
US-Präsident Donald Trump und der französische Präsident Emmanuel Macron beim gemeinsamen Abendessen am Freitag. © Reuters | CARLOS BARRIA

Konkrete Ergebnisse wurden am Sonntag noch nicht genannt. Die wirklich heißen Diskussionen wird es erst heute Vormittag geben. Im Mittelpunkt stehen dann die schwächelnde Lage der Weltwirtschaft und die Handelsstreitigkeiten mit den USA. Trump hatte am Freitag angeordnet, ab dem 1. Oktober chinesische Waren im Wert von 250 Milliarden Dollar mit einem 30-Prozent-Zoll zu belegen. Bislang liegt sind es 25 Prozent.

Kurz vor seinem Abflug aus Washington hatte Trump außerdem ein französisches Kulturgut angegriffen:„Ich finde nicht gut, was Frankreich gemacht hat“, rief er im Südgarten des Weißen Hauses über den Motorenlärm des wartenden Hubschraubers hinweg, der ihn und First Lady Melania Trump zur Air Force One bringen sollte. Er meinte die französische Digitalsteuer, die aus seiner Sicht US-Konzerne benachteiligt. Der US-Präsident drohte darum mit Vergeltung: Die USA würden den Wein der Franzosen besteuern, „wie sie es noch nie gesehen haben“.

Kommentar: G7 mit Brexit, Klima und Welthandel: Rauft euch zusammen!

Merkel trifft Trump am Montag zu Vieraugengespräch

Beim Kulturgut Wein verstehen die Franzosen wenig Spaß, erst recht dürfte das gelten, weil Trump sich kürzlich noch zu einer anderen Behauptung verstiegen hat: Dass amerikanische Weine besser seien als französische. Trump trinkt zwar nach eigenem Bekunden gar keinen Alkohol. Auf seine Einschätzung zu amerikanischen Weinen angesprochen, sagte er: „Ich mag einfach, wie sie aussehen, okay?“ Vielleicht trugen die Weine von einem baskischen Spitzenweingut, die Macron für den Freitagabend hatte besorgen lassen, etwas zur Versöhnung im Wein-Streit bei.

Macron hat sich vorgenommen, bei dem dreitägigen Spitzentreffen des Weiteren die gefährlichen Krisen in Iran, Nordkorea, Libyen oder in der Ukraine anzusprechen. Im Kampf gegen das Flammeninferno im südamerikanischen Amazonasgebiet strebt Macron konkrete Hilfszusagen der mächtigen Staatenrunde an.

Angela Merkel jedenfalls wird Trump am Montag zu einem Vieraugengespräch treffen. Es wird wieder um die Drohungen Trumps mit Strafzöllen gehen, um die Lage in der von Terrororganisationen bedrohten Sahelzone, die vertrackte Situation in Libyen und in Syrien.

Merkel will sich dabei nicht in Detaildiskussionen etwa über deutsche Autos ziehen lassen, sondern lieber allgemein über die deutsch-amerikanischen Handelskontakte reden. Ihr Motto: Dinge ändern, die man ändern kann – und möglichst wenig Kraft auf das verschwenden, das ohnehin nicht zu ändern ist.

Polizei setzt in Bayonne Tränengas gegen Gipfel-Gegner ein

Bei den Franzosen stieß der Gipfel an der Atlantikküste auf unterschiedliche Reaktionen. Den Bewohnern von Biarritz kommt der Gipfel gerade recht. An vielen Stellen in der Stadt spielen Big Bands, es wird umsonst Wein ausgeschenkt. „Noch nie hatten wir unseren Stadtstrand im August für uns allein“, erzählt einer strahlend.

In Bayonne, nicht weit von Biarritz entfernt, kam es am frühen Abend zu ersten Ausschreitungen von Gegnern des G7-Gipfels. Demonstranten warfen Steine auf die Polizei.
In Bayonne, nicht weit von Biarritz entfernt, kam es am frühen Abend zu ersten Ausschreitungen von Gegnern des G7-Gipfels. Demonstranten warfen Steine auf die Polizei. © Reuters | SERGIO PEREZ

In der Nachbarstadt Bayonne dagegen kam es am Sonntagabend allerdings zu Zusammenstößen von Gipfelgegnern mit der Polizei. Die Innenstadt wurde von Sicherheitskräften abgeriegelt, auch Bewohner kamen nicht durch die Sperren und musste über Stunden warten. Hier hielt sich die Begeisterung in deutlichen Grenzen.

Die Polizei setzte in Bayonne, etwa 30 Kilometer von Biarritz entfernt, Tränengas und Wasserwerfer gegen hunderte Gipfel-Gegner ein, nachdem aus den Reihen des Demonstranten Steine geflogen waren. Es war eine nicht-genehmigte Demonstration.

Mindestens 68 Menschen sind dabei festgenommen worden. 38 von ihnen seien in Polizeigewahrsam genommen worden, berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP am späten Samstagabend unter Berufung auf die örtliche Präfektur. Gewahrsam dient unter anderem dazu, Verdächtige zu befragen und ihre Äußerungen zu überprüfen. Er kann von 24 auf bis zu 48 Stunden verlängert werden.

Eine angemeldete Kundgebung von Gipfelgegnern in der südwestfranzösischen Hafenstadt Hendaye war indes friedlich verlaufen. Daran hatten nach Veranstalterangaben rund 15.000 Menschen teilgenommen.

Frankreich hat sich für den Gipfel gerüstet: Mehr als 13.000 Polizisten und Gendarmen sind im Einsatz. Ausschreitungen sollen nicht geduldet werden, hatte Innenminister Christophe Castaner gesagt.

(mit sdo/ba/dpa)