Berlin. Italiens Wahlsiegerin Giorgia Meloni ist stolz auf ein Parteilogo, das für den Sarg und den lodernden Geist Benito Mussolinis steht.

Giorgia Meloni, eine Faschistin? Nicht doch! Italiens Wahlsiegerin weist den Verdacht von sich. Allein, da ist etwas, ein Detail, das die Führerin der "Fratelli d'Italia" in den Augen ihrer Kritiker entlarvt – das Parteisymbol. Frei nach dem Motto: "Zeig mir Dein Logo und ich sag Dir, wer Du bist."

Dunkelblauer Hintergrund, Giorgia Meloni in übergroßen Buchstaben, darunter der Parteiname "Brüder Italiens“, darunter kleiner: eine Flamme, lodernd in den Nationalfarben Grün, Weiß, Rot – auf einem Strich.

Dieser Strich ist das Problem. Kenner ziehen eine direkte Linie zu Benito Amilcare Andrea Mussolini, zum "Duce", Italiens Diktator und einst engstem Verbündeten von Adolf Hitler. Die Flamme habe mit dem Faschismus „nichts zu tun“, hält Meloni trotzig dagegen.

Meloni: Wer ihre Schwester und Brüder im Geiste sind

Als die "Brüder Italiens" sich Mitte August für den Wahlkampf anmeldeten, zeigte die Rechtsradikale das Logo auf Twitter. "Hier ist es, unser schönes Symbol, hinterlegt für die nächsten Wahlen, ein Symbol, auf das wir stolz sind", twitterte Meloni.

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Schon im Sommer diskutierte ganz Italien darüber. Denn dieser Tweet war ein Statement: Vom postfaschistischen Vermächtnis wollte sich die Parteichefin partout nicht lösen.

Berlusconi kannte genau den Igitt-Faktor des Logos

Direkt auf die Bewegung Mussolinis geht das Flammenbanner nicht zurück – der Duce stand eher auf Adler –, wohl aber auf die erste postfaschistische Partei: den "Movimento Sociale Italiano" (M.S.I). Der Strich symbolisiert den Sarg Mussolinis und die Flamme seinen Geist.

Diese Interpretation war lange Zeit unstrittig, aber nicht besonders relevant, weil die Postfaschisten keine Rolle spielten. Im Nachkriegsitalien gab die gemäßigt-konservative Democrazia Cristiana (DC) den Ton an.

Nachdem sie in den Neunzigerjahren komplett abgewirtschaftet hatte und aus dem Parteienspektrum verschwand, entstand ein Vakuum, das der Rechtspopulist Silvio Berlusconi für sich nutzte.

Der "Cavaliere" kam einerseits mithilfe der Splitterparteien an die Macht, die für ihn wie die Steigbügelhalter waren. Andererseits wusste er um den hohen Igitt-Faktor der Flamme. Er überredete Gianfranco Fini von der Alleanza Nazionale, wie die M.S.I. inzwischen hieß, auf das Symbol zu verzichten.

Der römische Gruß ist bei den Brüdern Italiens salonfähig

Aus der politischen Konkursmasse der Alleanza Nazionale übernahm Meloni auch das Symbol, und sie war gleich Feuer und Flamme. Für sie steht die Flamme „für die Anerkennung der Entwicklung einer demokratischen Rechten in der Geschichte unserer Republik“. Mit dem Faschismus habe sie "nichts zu tun."

Fakt ist, dass es in ihrer Partei viele Duce-Fans gibt, die schon mal die rechte Hand zum „römischen Gruß“ ausstrecken und zu Mussolinis Grab pilgern. Hinter Melonis Flamme versammeln sich Mussolini-Nostalgiker.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.

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