Washington (dpa). Vor 100 Jahren scheiterte zuletzt ein Kandidat für den Sprecherposten im US-Repräsentantenhaus. Republikaner McCarthy wird vorgeführt.

Kevin McCarthy muss den nächsten Tiefschlag einstecken: Der Spitzenkandidat der Republikaner ist auch nach sechs Wahlgängen bei der Abstimmung zum Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses gescheitert. Das ergab sich aus dem Resultat der mündlichen Abstimmung gestern Abend in Washington.

Das US-Repräsentantenhaus hat nun die Abstimmung über den Vorsitz der Parlamentskammer vertagt. Die nächste Sitzung soll am Donnerstag (18.00 Uhr MEZ) stattfinden. Bis der Vorsitz geklärt ist, geht im Repräsentantenhaus gar nichts: Nicht mal die neuen Abgeordneten können vereidigt werden.

McCarthy hatte bereits in fünf vorhergehenden Wahlgängen nicht die erforderliche Zahl an Stimmen erreicht, weil ihm diverse Parteikollegen die Unterstützung verweigerten. Ein Appell des Ex-Präsidenten Donald Trump an seine Parteikollegen, das Drama zu beenden und McCarthy ihre Stimme zu geben, verhallte ungehört. Präsident Joe Biden kritisierte das Wahldrama der Republikaner in der Kongresskammer. „Es ist nicht mein Problem. Ich finde es nur etwas peinlich, dass es so lange dauert“, sagte der Präsident in Washington. Lesen Sie auch: Wie Donald Trump die Republikaner ins Chaos gestürzt hat

Das könnte McCarthys Strategie sein

Es ist völlig offen, ob der 57-Jährige es nun bis zur kommenden Sitzung schafft, seine Gegner in der Partei hinter sich zu vereinen. Er könnte nun womöglich versuchen, mit den Demokraten Verhandlungen aufzunehmen. Diese könnten ihm etwa durch Enthaltungen in ihren Reihen zu einem Wahlsieg verhelfen, weil das die Zahl der nötigen Stimmen senken würde.

Möglich wäre ebenso, dass ein neuer Kandidat aufgestellt wird, auf den sich die Republikaner verständigen könnten. Denkbar wären aber auch Gespräche mit den Demokraten über einen Konsenskandidaten, den auch sie mittragen würden. Ein Ausweg war zunächst aber völlig unklar.

McCarthy gilt als Trumps Kandidat für den dritthöchsten US-Posten

Auch dieses Mal hatten die Republikaner den Abgeordneten Byron Donalds als Gegenkandidaten aufgestellt. Der parteiinterne Gegenkandidat konnte bei der mündlichen Abstimmung erneut 20 Stimmen auf sich vereinigen. „Diese Stadt ist kaputt. Und ich will sie reparieren“, sagte der republikanische Angeordnete Scott Perry vor der Abstimmung. Das ginge nicht, wenn man sich einfach einreihe und das Gleiche tue, was alle vor einem getan hätten. Daher nominiere er Donalds als Gegenkandidaten. McCarthy gilt als Kandidat Donald Trumps, dennoch ist er vor allem bei den politischen Hardlinern der Partei verhasst.

Die Republikanerin Kat Cammack nominierte McCarthy und appellierte an ihre Partei, sich endlich hinter den 57-Jährigen zu stellen. Die Menschen in ihrem Wahlkreis würden ihr mit auf den Weg geben, dass es an der Zeit sei, an die Arbeit zu gehen. Alles andere sei inakzeptabel. Für McCarthy ist das Prozedere eine historische Schlappe und eine öffentliche Bloßstellung.

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