Idlib. Eine neue Offensive der Regierungstruppen treibt Hunderttausende im Nordwesten Syriens in die Flucht. Vergrößert wird die Not der Menschen durch das kalte Winterwetter.

In der letzten großen syrischen Rebellenhochburg Idlib fliehen immer mehr Menschen vor den heranrückenden Truppen der Regierung. Seit Anfang Dezember seien mehr als 800.000 Menschen vertrieben worden, erklärte ein Sprecher des UN-Nothilfebüros Ocha für Syrien.

Einem Ocha-Bericht zufolge sind mehr als 80 Prozent von ihnen Frauen und Kinder. Nothelfer täten alles, was in ihrer Macht stehe, seien jedoch überfordert.

Kaltes Winterwetter vergrößert die Not weiter. Lokalen Quellen und Organisationen zufolge seien mehrere Kinder an dessen Folgen gestorben, erklärte Ocha. Demnach fielen die Temperaturen in den vergangenen Tagen teilweise bis auf minus sieben Grad. Der Arzt einer Klinik in der Region Afrin bestätigte der Deutschen Presse-Agentur den Tod eines etwa 18 Monate alten Mädchens infolge der "großen Kälte".

Die Truppen von Syriens Präsident Baschar al-Assad hatten im vergangenen Jahr eine Offensive auf die Rebellenhochburg im Nordwesten Syriens begonnen. Trotz einer Waffenruhe setzten sie die Angriffe zusammen mit der verbündeten russischen Luftwaffe auch in den vergangenen Wochen fort. In dieser Woche nahm en die Anhänger der Regierung eine wichtige Versorgungsachse Richtung Norden ein.

Nach Angaben von Ocha herrscht akuter Mangel an Unterkünften und Nahrungsmitteln. Zehntausende lebten unter freiem Himmel, teilweise unter Bäumen. Zahlreiche Kliniken wurden bei Luftangriffen zerstört und mussten schließen.

In der Region um Idlib leben nach UN-Schätzungen rund drei Millionen Zivilisten. Viele sind schon mindestens einmal vor den Regierungstruppen geflohen, weil sie Verfolgung und andere Repressionen befürchten. Dominiert wird das Rebellengebiet von der Al-Kaida-nahen Miliz Haiat Tahrir al-Scham (HTS).