Wie das Infrastrukturministerium reagiert, wenn Züge mit zu wenig Wagen fahren oder die Toiletten zu lange ausfallen.

Erfurt. Das Land Thüringen hat in diesem Jahr bereits vier Millionen Euro von Eisenbahnunternehmen wegen mangelhafter Leistungen zurückgefordert. Nach Angaben des Infrastrukturministeriums liegt diese Summe auf Kurs, den hohen Vorjahreswert von 5,9 Millionen Euro zu erreichen.

Betroffen von den Abzügen sind Anbieter von Regionallinien. Sie kassieren in Summe dreistellige Millionenbeträge pro Jahr als Zuschuss und erbringen im Gegenzug Leistungen im Nah- und Regionalverkehr. Diese sind laut Ministerium exakt festgelegt. Beispielsweise bestimmt das Land in Absprache mit den Anbietern, welche Mindestsitzplatzkapazität in jedem Zug zur Verfügung stehen muss. Bei wichtigen Pendlerlinien wie auf der Mitte-Deutschland-Schiene unterscheiden sich die geforderten Kapazitäten je nach Streckenabschnitt.

Abzug auch bei defekten Toiletten oder kaputte Türen

Setzt ein Eisenbahnverkehrsunternehmen weniger Triebwagen als vereinbart ein und unterschreitet damit die geforderten Werte, mindert sich das Entgelt vom Land. Nach Angaben einer Ministeriumssprecherin gilt das auch bei „verschiedenen fahrgastrelevanten Schäden“. Als Beispiele nennt sie den Ausfall der Klimaanlage, defekte Toiletten oder kaputte Türen. In solchen Fällen greift der Abzug, wenn das Unternehmen nicht in einer festgelegten Frist die Defekte behebt.

Die von den Anbietern zurückgeforderten Gelder enthalten auch jene Beträge, die durch Zugausfällen wegen Bauarbeiten zustandekommen. „Die Baumaßnahmen werden vom Infrastrukturbetreiber geplant, und die Eisenbahnverkehrsunternehmen haben keinen Einfluss auf Umfang und Dauer“, heißt es vom Ministerium, das keine Liste zur Verfügung stellen will, welches Bahnunternehmen welche Rückzahlungen zu leisten hatte. Aus der Höhe der Kürzung je Eisenbahnverkehrsunternehmen seien nur bedingt Aussagen über die Qualität der Leistung abzuleiten.

Fehlleistungen nicht überall identisch

So seien die einzelnen Netze verschieden groß. Bei einem Netz mit mehr Fahrplankilometern und mehr Fahrzeugen gebe es größere Minderungen, obwohl prozentual betrachtet nicht mehr Klimaanlagen defekt sind oder Züge mit verringerten Platzkapazitäten fahren. Zusätzlich seien die Minderungsbeträge für einzelne Fehlleistungen nicht in allen Verkehrsverträgen identisch. Hinzu komme, dass es in einem Netz, in dem parallel Fernverkehrszüge und Güterverkehrszüge verkehren, mehr Störungen als auf Nebenstrecken gebe.

Hintergrund: Baustellen im Thüringer Bahnnetz

Aufgrund von Arbeiten an Gleisanlagen und Softwareaktualisierungen in den elektronischen Stellwerken Eisenach und Gotha kommt es von Sonnabend, 2. November, 16 Uhr, bis Sonntag,
3. November, 12 Uhr, im Eisenbahnknoten Erfurt zu umfangreichen Änderungen im Fern- und Regionalverkehr. Die Deutsche Bahn, Abellio, Erfurter Bahn und Süd-Thüringen-Bahn haben ein Ersatzverkehrskonzept vorbereitet: Züge fahren Umleitungen oder werden durch Busse ersetzt.

Die ICE-Linie von Berlin über Erfurt nach Frankfurt am Main wird von Leipzig über Kassel umgeleitet. Für ICE auf der Strecke von Berlin nach München via Erfurt gelten besondere Fahrpläne.

Wegen Arbeiten an der Leit- und Sicherungstechnik kommt es vom Dienstag, 5. November, 19 Uhr, bis Mittwoch, 6. November, 2 Uhr, zu Schienenersatzverkehr zwischen Naumburg und Camburg sowie Naumburg und Erfurt.