Berlin Bei CDU-Chef Armin Laschet ist die Luft raus. Er steht kurz vor dem Rücktritt. Doch die Diskussion um die Nachfolge ist beunruhigend.
Die Tage des CDU-Vorsitzenden Armin Laschet sind gezählt. Obwohl die Ampel-Sondierungen erst beginnen, ist aus Laschets Rettungsring „Jamaika“ die Luft raus. Den Stöpsel haben aber nicht Lindner, Baerbock oder Habeck gezogen. Es waren die lieben Parteifreunde, die die Hoffnung auf eine Regierungsbeteiligung der Union vorschnell begraben haben.
Mit Worten. Mit Taten. Mit gezielten Indiskretionen und einem Dauerfeuer auf den Chef, das kein Mensch auf Dauer aushalten konnte, geschweige denn aushalten wollte. Laschet will das nicht mehr lange mitmachen, das war seine Botschaft am Donnerstagabend.
Es klingt absurd, aber es ist der einzige Schluss, den man aus dem Verhalten der Unions-Granden ziehen kann: Die Union will nach 16 Jahren nicht mehr regieren. Maßgebliche Teile gehen lieber in die Opposition als in eine von Laschet geführte Regierung. Jetzt ist der Aachener der zweite Vorsitzende nach Kramp-Karrenbauer, den die Partei nach kurzer Zeit verbrannt hat. Und es stellt sich die Frage: Wer soll die CDU führen? Dabei stößt man auf drei für die Union beunruhigende Erkenntnisse.
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Laschets Nachfolge: Drei beunruhigende Erkenntnisse
Erstens: Keiner der potenziellen Nachfolger hat klar die Nase vorne. Eine für unsere Redaktion erstellte Umfrage sieht Norbert Röttgen zwar an der Spitze, aber alle plausiblen Alternativen eng bei ihm. Das heißt: Keiner empfiehlt sich aus Sicht der Deutschen zwingend für den Parteivorsitz.
Zweitens: Von den potenziellen Nachfolgern gibt es keinen, der eine echte Mehrheit der Deutschen für sich gewinnen kann. Norbert Röttgen erhält auf Platz eins 32 Prozent Zustimmung. Das heißt: Eine große Mehrheit hält ihn für den Falschen. Offenbar kann keiner der möglichen Nachfolgekandidaten die Wähler wirklich überzeugen, was keine gute Voraussetzung für die Nachfolge des glücklosen Armin Laschet ist.
Drittens: Nach sechzehn Regierungsjahren von Angela Merkel gibt es in der ganzen Union keine Frau mehr, die sich für das Spitzenamt empfiehlt. Keine erfolgreiche Ministerpräsidentin wie bei der SPD Manuela Schwesig in Mecklenburg-Vorpommern oder Malu Dreyer in Rheinland-Pfalz. Keine überragende Ministerin, die sich für höhere Weihen empfiehlt. Es gibt nicht einmal einen weiblichen Nachwuchsstar, in dem man kurzfristig das Potenzial für die erste Reihe sieht.
CDU muss sich wohl in Opposition erneuern – eine Herkulesaufgabe
Die Rekordkanzlerin Angela Merkel hat es in sechzehn Jahren also nicht geschafft, mehr Frauen dauerhaft in der CDU-Hierarchie an die Spitze zu ziehen. Das ist keine gute Nachricht für alle, die sich mehr Gleichberechtigung in der ehemals großen Volkspartei CDU wünschen.
Jetzt muss sich die Union – wenn nicht noch ein kleines Wunder geschieht – also mindestens vier Jahre lang in der Opposition erneuern. Das ist eine Herkulesaufgabe, die noch mehr Opfer als nur einen Parteivorsitzenden fordern wird. Und alle, die Armin Laschet schnell loswerden wollten, werden feststellen: Die meisten Probleme sind immer noch da, wenn Armin Laschet sein Chefbüro tatsächlich verlassen hat.
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