Berlin. Jens Spahn will die Masern-Impfpflicht. Für Verweigerer gibt es Sanktionen. Der Bundestag berät ab Freitag die Details des Plans.

Es ist ein Glaubenskrieg – und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn glaubt eindeutig an die Wirkung von Impfungen. Entsprechend will er die Masern-Impfpflicht für Kinder in Gemeinschaftseinrichtungen durchbringen – ab Freitag berät der Bundestag dazu.

Unterstützung erhält der CDU-Politiker dabei von den Kinderärzten – die auch für weitere Maßnahmen werben. Dabei geht es nicht um Befindlichkeiten, sondern schlicht um den Schutz des Lebens. Hans-Iko Huppertz, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin: „Dass künftig ein gewisser Zwang da ist, ist sicherlich gerechtfertigt.“

Auch der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, begrüßte die Impfpflicht. „Das ist ein ganz wichtiges Werkzeug, um die Masern endlich auszurotten“, sagte er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.

Masern-Impfpflicht: Erste Beratungsrunde beginnt im Bundestag

Der Bundestag berät am Freitag erstmals über entsprechende Pläne von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Ab März 2020 müssen Eltern demnach vor Aufnahme ihrer Kinder in Kitas oder Schulen nachweisen, dass diese geimpft sind. Die Pflicht soll auch für Personal in Kitas und Schulen sowie für Beschäftigte in medizischen Einrichtungen kommen. Bei Verstößen sollen hohe Bußgelder drohen.

„Die Erkrankung ist schwer, eines von 1000 erkrankten Kindern stirbt. Das kann man mit einer völlig harmlosen Maßnahme verhindern“, sagte Huppertz, der auch Generalsekretär der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin ist. „Alle Möglichkeiten der Überzeugung sollten weiterhin ausgeschöpft werden. Dazu gehört auch, Ärzte, die von Impfungen abraten, zur Verantwortung zu ziehen.“ Die WHO hatte kürzlich die Verdopplung der Masern-Erkrankungen als „besorgniserregend“ angemahnt.

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Huppertz betonte: „Wir wollen erreichen, dass keine Epidemien mehr auftreten und die Masern möglichst ausgerottet werden.“ Dazu müsse man nicht nur Säuglinge und Kleinkinder impfen, sondern auch ältere Jugendliche und Erwachsene, die nach 1970 geboren wurden. Da gebe es Impflücken. Sie würden von den bisherigen Plänen aber nicht erfasst. Eine Barmer-Studie hatte die Große Impflücke bei Kindern in Deutschland belegt.

Experte: Geimpft wird zu spät und zu selten

Berufsverbands-Präsident Fischbach sagte der „NOZ“: „Beim Kampf gegen Masern sind wir bislang nicht vorangekommen. Die Impfquoten liegen noch deutlich zu niedrig. Außerdem impfen wir zu spät.“ Er forderte, auch weitere Impfungen vorzuschreiben: „Eine Impfpflicht für andere ansteckende Krankheiten wie Keuchhusten würde helfen, gerade die kleinsten Kinder zu schützen.“

Grippeschutz - darum sollten Sie sich impfen lassen

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    Nötig sei zudem ein Informationssystem, das Eltern automatisch erinnere, ihre Kinder rechtzeitig impfen zu lassen – etwa wenn die Versicherten-Karten beim Arztbesuch eingelesen werden oder über Apps. Impfgegner hatten zuletzt offenbar an Einfluss gewonnen, die Impfquote war niedrig. (ses/dpa)