Erfurt. Ausweitung der Notbetreuung? Das lehnt der Thüringer Lehrerverband ab.

Aus Sicht des Thüringer Lehrerverbandes kann die Ausweitung der Notbetreuung von Schulkindern, wie sie unter anderem Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) fordert, derzeit „noch nicht geleistet werden“. Von den Schulen müssten jetzt Prüfungen, Präsenzunterricht, Notbetreuung, häusliches Lernen und vom 7. Mai an auch individuelle Förderung gestemmt werden – „wohlgemerkt: in einem System, das schon vor der aktuellen Krise kurz vor dem Kollaps stand“. Wer glaube, dass dem jetzt noch problemlos noch weitere Aufgabenfelder hinzugefügt werden können, der verkenne einfach die Realität: „Die Lehrer und Erzieher können das nicht alles leisten“, so Landesvorsitzender Rolf Busch.

Schon unter normalen Bedingungen reichten die räumlichen und personellen Ressourcen nicht aus, um beispielsweise den Ansprüchen an eine funktionierende inklusive Schule gerecht zu werden. „Wir brauchen deshalb dringend eine Fokussierung auf die Kernaufgaben der Schulen“, betont Busch. Wenn tatsächlich in einem Monat wieder Präsenzunterricht stattfinden solle, „muss alles andere, auch die Notbetreuung, neu gedacht und dann möglicherweise auch ausgelagert werden“.

Unterdessen kritisiert der Sozialverband Arbeiterwohlfahrt (Awo) Thüringen die strengen Regeln für die Kinder-Notbetreuung: „Wir erwarten, dass ab Mai deutlich mehr Eltern ihre Kinder in die Notbetreuung der Kitas geben. Die Erzieher, die das abdecken sollen, sind aber selbst nicht adäquat eingruppiert“, so der Sprecher Dirk Gersdorf. Nach den Regeln zur Notbetreuung gehören Erzieher zur Gruppe B: Sie können ihre Kinder nur in die Notbetreuung geben, wenn auch der andere Elternteil für die Notbetreuung berechtigt ist – es sei denn, es handelt sich um Alleinerziehende. Gersdorf geht davon aus, dass die Auslastung der Awo-Kitas im Mai von bislang 10 auf 20 Prozent steigt, sodass auch der Personalbedarf zunimmt. Deshalb sei eine Ausweitung der Notbetreuung auf Kinder von Erziehern notwendig.