Berlin. Jens Spahn wollte, dass jeder Organspender ist, bis er widerspricht. Sein Plan scheiterte im Bundestag. Trotzdem hat auch er gewonnen.
Es war ein spektakulärer Versuch: Gesundheitsminister Jens Spahn wollte im Handumdrehen alle Deutschen, die älter sind als 16 Jahre, zu Organspendern erklären. Um die peinlich niedrigen Transplantationszahlen in Deutschland zu erhöhen. Um endlich einen Trendwende zu schaffen. Dieser Versuch ist gescheitert. Die Bundesbürger werden nicht grundsätzlich zu Organspendern erklärt.
In Deutschland gilt auch weiterhin: Wer sich zu Lebzeiten nicht zur Organspende äußert, ist kein Spender. Stattdessen sollen sich willige Spender künftig in ein Register eintragen. Steht der selbstbewusste Spahn jetzt also als Verlierer da? Keineswegs.
Organspende: Spahn sorgte mit maximalen Forderungen für wichtige Änderungen
Erstens: Deutschland hat so intensiv wie lange nicht mehr über die Organspende diskutiert. Über die schmerzlichen, aber wichtigen Fragen der Selbstbestimmung am Lebensende. Das ist gut.
Zweitens: Spahn ist Politikstratege. Er weiß, dass man maximale Forderungen aufstellen muss, um am Ende zumindest ein paar wichtige Änderungen auf den Weg zu bringen. Genauso ist es gekommen: Spahn wollte ein bundesweites Register, indem Ärzte im Ernstfall schnell und zuverlässig sehen können, ob ein Totkranker Organspender sein will oder nicht. Das Register wird kommen.
Drittens: Spahn wollte, dass Ärzte ein Interesse daran haben, ihre Patienten stärker als bisher zu Lebzeiten über die Organspende zu beraten. Auch das wird kommen.
Ob sich am Ende die Spenderzahlen erhöhen, hängt im Wesentlichen aber an einem ganz anderen Faktor: Die Abläufe in den Kliniken müssen besser werden, damit der Wille der Organspender überhaupt umgesetzt werden kann. Die neuen Regelungen dazu gelten seit letztem Jahr. Zusammen mit dem jetzt beschlossenen Register stehen die Chancen nicht schlecht, dass Schwerstkranke in Zukunft nicht mehr sterben müssen, weil es zu wenige Spenderorgane gibt.
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