Tel Aviv. Die Lage im Westjordanland ist schon seit langem sehr angespannt. Die palästinensischen Behörden berichten von mehreren Toten bei einem neuen israelischen Militäreinsatz.

Bei einem israelischen Militäreinsatz in Dschenin im Westjordanland sind nach palästinensischen Angaben neun Menschen getötet worden. Mehrere weitere seien verletzt worden, teilte das Gesundheitsministerium in Ramallah am Donnerstag mit. Unter den Toten sei demnach auch eine Frau. Nach Angaben des palästinensischen Rettungsdiensts Roter Halbmond war die Lage vor Ort am Vormittag weiter unübersichtlich.

Das israelische Militär teilte mit, die Einsatzkräfte seien bei der versuchten Festnahme mehrerer Mitglieder der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad unter Beschuss geraten. Zwei der Verdächtigen seien bei einem Fluchtversuch erschossen worden, ein weiterer habe sich gestellt. Sie wurden demnach verdächtigt, einen Terroranschlag geplant zu haben.

Israelische Medien berichteten derweil unter Berufung auf politische Kreise in Jerusalem, man müsse sich nach dem Einsatz auf eine mögliche Eskalation mit den Palästinensern einstellen. Im Westjordanland wurde am Donnerstag zu einem Generalstreik aufgerufen.

Die Lage im Westjordanland ist schon seit langem sehr angespannt. Seit einer Serie von Anschlägen im vergangenen Jahr unternimmt Israels Armee dort vermehrt Razzien. Dabei kommt es immer wieder zu tödlichen Konfrontationen. Dschenin gilt als eine Hochburg militanter Palästinenser. In diesem Jahr sind bereits 29 Palästinenser in Zusammenhang mit Militäreinsätzen oder eigenen Anschlägen getötet worden, darunter fünf Jugendliche. Im vergangenen Jahr waren es 172 Palästinenser, so viele wie noch nie seit 2006.

Israel hat 1967 unter anderem das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert. Dort leben heute mehr als 600 000 israelische Siedler. Die Palästinenser beanspruchen die Gebiete für einen unabhängigen Staat Palästina mit dem arabisch geprägten Ostteil Jerusalems als Hauptstadt.