Berlin/München. In München ist eine Rabbiner-Familie angegriffen worden. Erst kürzlich gab es ähnliche antisemitische Vorfälle in Berlin und Hamburg.

Erst vor wenigen Tagen war in Berlin ein Rabbiner beleidigt und bespuckt worden, nun geschah ein ähnlicher Vorfall in München. Betroffen waren drei Juden. Auch sie wurden nicht nur verbal angegangen – eine der zwei bisher Unbekannten hatte ebenfalls auf die Männer gespuckt.

Der betroffene Rabbiner und seine zwei Söhne hatten in der bayerischen Hauptstadt eine Synagoge verlassen, als der Übergriff geschah. Das Trio – der 53-Jährige und die beiden 19-Jährigen – sei am Samstag am frühen Nachmittag aus der Synagoge gekommen, berichtet die Polizei, als es zunächst von einem bislang unbekannten Mann von der gegenüberliegenden Straßenseite als „Scheiß Juden“ beleidigt wurde.

Durch das Tragen der Kippa, der traditionellen jüdischen Kopfbedeckung, seien die drei Männer von dem Täter als Juden identifiziert worden, teilte die Polizei auf Nachfrage mit.

Drei weitere Juden beleidigt – Frau bespuckt 19-jährigen Kippa-Träger

Eine bislang unbekannte Frau habe aus ihrem Pkw heraus den Vorfall beobachtet und daraufhin einen der beiden 19-Jährigen ebenfalls als „Scheiß Jude“ beleidigt. Als sich der junge Mann an die Beifahrerseite begab, um die Frau anzusprechen, wiederholte sie ihre Beleidigung und spuckte ihm durch das geöffnete Autofenster ins Gesicht.

Anschließend fuhr sie davon. Die Kriminalpolizei ermittelt nun gegen die beiden Tatverdächtigen wegen Volksverhetzung und Beleidigung.

Der Bayerische Rundfunk zitiert die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde für München und Oberbayern Charlotte Knobloch mit den Worten, der Vorfall sei „leider symptomatisch für die schwierige Situation vieler jüdischer Menschen in der heutigen Zeit.“

Bayerns Antisemitismus-Beauftragter Ludwig Spaenle (CSU) zeigte sich entsetzt über den Vorfall und bezeichnete ihn als „Angriff auf die ganze Münchner Stadtgesellschaft“. Er forderte die Bürger auf, bei auffälligem Handeln gegenüber Jüdinnen und Juden genau hinzuschauen und konsequent zu handeln: „Wir müssen deutlich machen, dass wir das Angehen von Jüdinnen und Juden bei uns nicht dulden.“ Im Bedarfsfall seien sofort die Polizei und die Sicherheitsbehörden zu verständigen.

Antisemitischer Übergriff auch in Berlin

In der vergangenen Woche wurde der Berliner Rabbiner Yehuda Teichtal in Berlin auf der Straße bespuckt und angepöbelt. Er erstattete Anzeige, der Staatsschutz ermittelt. Im Juni hatte es eine Spuckattacke auf zwei Juden in Hamburg gegeben.

Für großes Aufsehen sorgte zudem ein Interview unserer Redaktion mit Felix Klein. Der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung warnte Juden vor dem Tragen der Kippa. Er entfachte damit eine Debatte, an deren Ende der Antisemitismus-Beauftragte wieder zum Kippa-Tragen aufrief.

(sdo/dpa)