Schleiz. Bürgermeister Marko Bias lässt sich vom Stadtrat den Erwerb der Immobilie in Schleiz absegnen. Zuvor musste er sich kritischen Nachfragen stellen.

Bürgermeister Marko Bias (CDU) hat bei einer Immobilienauktion das stark sanierungsbedürftige Wohn- und Geschäftshaus in der Bahnhof­straße 2 für das Mindestgebot von 25.000 Euro für die Stadt Schleiz ersteigert. Dabei handelt es sich um das Gebäude am Altmarkt vis á vis des Rathauseingangs. Bias wollte sich rückwirkend für das Mindestgebot und die Courtage-Kosten von 2975 Euro die Ermächtigung des neuen Stadtrates geben lassen, da er nur für Ausgaben bis 20.000 Euro bevollmächtig sei. Doch das war nicht so einfach.

„Nach Kenntnissen der Stadtverwaltung wurde das Objekt bis dato für 125.000 Euro zum Kauf angeboten. Seit einigen Jahren liegt zudem ein genehmigter Bauantrag für das Objekt vor. Trotz der durchaus vorhandenen Vermarktungsbemühungen konnte der bisherige Eigentümer keinen Investor finden“, sagte Bias am Dienstagabend zur Stadtratssitzung. Aufgrund des langjährigen Leerstandes des dreigeschossigen Hauses in exponierter Lage habe die Stadtverwaltung das Haus ersteigert, um Handlungsfähigkeit für eine Weiterentwicklung der Liegenschaft zu ermöglichen. Ein Teil des Kaufpreises könne über die Städtebauförderung refinanziert werden. Der Antrag müsse noch erfolgen. Es werde geprüft, ob die Immobilie langfristig an einen privaten Investor weiterveräußert werden kann.

Roland Wetzel: Pößneck als Vorbild

Mitarbeiter der Stadtverwaltung kennen das Gebäude nur von außen und hinten, nicht aber von innen, sagte Bias auf Frage von Manuel Metzner (FDP), nach dessen Angaben die „Bruchbude“ zuletzt für 65.000 Euro angeboten worden sei.

Heidemarie Walther (BfS) habe „große Bauchschmerzen“ mit dem Erwerb, zumal die Stadt schon mehrere herunter gekommene Gebäude in der Elisen- und Pfitzigstraße ersteigert habe. „Ich vermisse ein Konzept, was mit den Immobilien passieren soll“, sagte Walther. Das Konzept vermisste auch Roland Wetzel (Linke), der den Kauf aber richtig und mutig fand: „Die Stadt Pößneck macht uns vor, wie man das macht.“

Marko Bias entgegnete, dass das Gebäude am Schulplatz zugunsten der Regelschulerweiterung fällt, ähnlich demnächst das Objekt der Schleizer Alben. Mit dem Sanierungsberater, den die Stadt ähnlich wie Pößneck und Neustadt laut einem Beschluss vom Dienstag ab 2020 beauftragen will, sollen städtebauliche Entwicklungsziele ­definiert werden.

Mehrheit des Stadtrats stimmt zu

Juergen K. Klimpke (SPD) fand das städtische Gebot zu hoch und wollte das Thema in den Finanz- und Bauausschuss zurückverweisen. Doch sein Antrag zur Geschäftsordnung fand nur vier Befürworter, aber 17 Gegenstimmen bei einer Enthaltung.

Die zweite Beigeordnete Corina Fügmann (CDU) sagte, dass Bias die Fraktionsvorsitzenden am Tag vor der Ersteigerung informiert habe. Günter Maier (Freie Wähler) meinte: „Das Gebäude ist gekauft. Jetzt sollten wir was Gescheites daraus machen. Vielleicht will die Lebenshilfe ihr barrierefreies Wohnen vom Nachbargebäude her ­erweitern.“ Bias sagte, dass die Lebenshilfe Interesse signalisiert habe. Letztlich bekam sein Antrag 15 Ja-Stimmen bei einer Gegenstimme und fünf Enthaltungen.