Berlin. Angela Merkel fordert ein sofortiges Ende der türkischen Militäroffensive in Syrien. Derweil gibt es Schreckensmeldungen aus dem Land.

In dem von der Türkei angegriffenen Norden Syriens sollen insgesamt 780 Anhänger der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ ausgebrochen sein. Es soll sich dabei vor allem um Familienangehörige von IS-Kämpfern handeln, teilten die kurdische Autonomiebehörde und die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London am Sonntag mit.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte dazu nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu: „Das ist eine Desinformation.“ Nach Ansicht von Beobachtern wird in der aktuellen Situation nicht immer mit richtigen Informationen umgegangen. Selten wurde so geheuchelt wie bei der Syrien-Offensive der Türkei, kommentiert unser Autor.

Kurdische Gruppen halten im Norden IS-Kämpfer und Unterstützer der Terrororganisation gefangen.

Angela Merkel fordert Ende der Syrien-Offensive der Türkei

In einem Telefonat mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan hat Bundeskanzlerin Angela Merkel eine „umgehende Beendigung“ der Militäroffensive in Syrien gefordert. Die Militäroperation der Türkei drohe neben der Vertreibung größerer Teile der lokalen Bevölkerung auch zur Stärkung der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) beizutragen.

Nach Angaben der Bundesregierung habe Merkel am Sonntag auf Wunsch des türkischen Staatschefs zu dem Thema telefoniert. „Im Mittelpunkt des Gesprächs stand die Lage im Nordosten Syriens nach Beginn der türkischen Militäroperation“, hieß es.

Deutschland und Frankreich wollen in der Krise zusammenstehen, betonte Angela Merkel bei einem Besuch in Paris am Sonntagabend. „Wir sind nicht überall auf der Welt so führend, wie wir es gern sein würden, und deshalb müssen Deutschland und Frankreich hier Motor sein.“Merkel und Macron warnten angesichts der türkischen Militäroffensive erneut vor einem Wiedererstarken der Terrormiliz Islamischer Staat und den humanitären Folgen.

Rüstungsexporte in die Türkei teilweise gestoppt

Bereits am Samstag hatte Bundesaußenminister Heiko Maaß bekanntgegeben, dass die Bundesregierung die Rüstungsexporte an den Nato-Partner Türkei teilweise gestoppt habe. Dies sei eine direkte Reaktion auf den türkischen Einmarsch in Syrien. In Deutschland wächst unterdessen die Sorge vor Konflikten zwischen der kurdisch- und türkischstämmigen Bevölkerung. Am Wochenende waren in mehreren deutschen Städten Tausendende Menschen auf die Straße gegangen, um gegen die türkische Offensive zu demonstrieren.

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Die Türkei hatte am Mittwoch im Grenzgebiet zu Syrien eine Offensive gegen die Kurdenmiliz YPG begonnen. Die Türkei sieht in der YPG einen Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und bezeichnet diesen als Terrororganisation. Die Kurdenmiliz hatte in den vergangenen Jahren zusammen mit US-Truppen die IS-Terroristen in der Region bekämpft.

Trump ordnet Rückzug weiterer Truppen an

Kurz vor Beginn der türkischen Offensive hatte US-Präsident Donald Trump den Abzug der amerikanischen Truppen in Aussicht gestellt und der Türkei im Falle eines Angriffs mit harten Wirtschaftssanktionen gedroht. Am Sonntag ordnete Trump schließlich den Abzug weiterer US-Soldaten an: Es bestehe die Gefahr, dass die Einheiten zwischen die zwei gegenüberstehenden Armeen geraten könnten, sagte US-Verteidigungsminister Mark T. Esper dem Sender CBS.

In der Region befanden sich zuletzt rund 1000 amerikanische Soldaten. Aus dem Gebiet der türkischen Offensive hatten die USA in dieser Woche rund 50 Soldaten abgezogen. (aky/dpa/rtr)