Berlin. Die Telefonzellen in Deutschland werden abgebaut. Unsere Autorin meint, wir sollten einiges aus dieser Zeit in Erinnerung behalten.

Das Ende der Telefonzelle in Deutschland ist besiegelt. Eine Ära der kurzen, schnellen Gespräche, des kostbaren Kontakts, des intensiven Zuhörens ist vorbei. Aber wenn man ehrlich ist, war es schon vor ein paar Jahren so weit, als die gelben Telefonzellen abgeschafft – und durch Stahlstehlen mit kurzem Dach und magentafarbenen Telefonhörern ersetzt wurden.

Der Zauber der gelben Telefonzelle lag auch in ihrer Abgeschlossenheit, der Privatheit in diesem einem Quadratmeter – wenn auch von außen sichtbar, was man dort trieb, so doch sicher vor Regen, Wind und Schnee. Sogar rauchen konnte man in Ruhe dort drinnen – heute eine unfassbare Vorstellung.

Abschied von der Telefonzelle: Kommunikation ist ein großes Glück

Diana Zinkler blickt auf die Zeit der Telefonzellen zurück.
Diana Zinkler blickt auf die Zeit der Telefonzellen zurück. © FMG | FMG

Letztendlich, wenn man sich fragt, was bleibt eigentlich von dem Telefonieren in der Zelle, von den vielen ausweglosen Situationen, in denen die Telefonzelle mit der Heimat verband, mit der Mutter und dem Vater, die Geld transferierten zur nächsten Post, die einen abholten, wenn der letzte Bus weg war – dann ist das Wissen darüber, dass Kommunikation etwas Wertvolles war – und man mag es kaum glauben, auch heute noch ist.

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Die Möglichkeit, sich über Kilometer hinweg, über Kontinente – man brauchte nur die richtige Vorwahl – zu sprechen, war faszinierend und ein großes Glück. Ein Glück, dass man sich sehr gut überlegen musste, schon vorher, die Worte aussuchte, weil die Münzen nur so durchklickten.

Die Lehren aus der Ära der Telefonzelle: Mach dich rar, willst du etwas gelten

In der Zelle wurde Sehnsucht ausgetauscht, Liebesgeflüster versichert, wenn es sonst niemand hören durfte, kurze wichtige Nachrichten übermittelt, Lebenszeichen gegeben, aber auch traurige Gewissheiten: Es wurde Schluss gemacht – und manchmal erfuhr man auch von schwerer Krankheit und dem Tod.

Die Lehre aus der Telefonzellenära ist vielleicht, dass man nicht ständig auf Sendung sein, nicht 24/7 erreichbar – und auch nicht jede Nichtigkeit teilen muss.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.