Berlin . Agrarminister Özdemir will Landwirte fördern, die weniger Tiere und diese besser halten. Bauern wehren sich gegen seine Vorschläge.

Agrarminister Cem Özdemir hat die Kritik des Bauernverbands an der geplanten Förderung für den Umbau der Tierhaltung zurückgewiesen. "Ich will, dass auch in Zukunft gutes Fleisch aus Deutschland kommt. Dafür müssen wir die Tierhaltung zukunftsfähig aufstellen", sagte der Grünen-Politiker unserer Redaktion. "Unser Ziel ist es, dass weniger Tiere besser gehalten werden – und die Landwirte dafür staatlich honoriert werden." Dafür gebe es eine breite gesellschaftliche Mehrheit. Lesen Sie auch: Tierschutz: Özdemir will mehr Platz für Mastputen schaffen

Özdemir betonte, kein einziger Betrieb sei verpflichtet, seine Ställe umzubauen, den Tierbestand zu reduzieren oder Schweine tiergerechter zu halten. "Wer aber auf eine bessere und zukunftsfähige Tierhaltung setzt und damit einen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz leistet, wird dabei künftig zuverlässig und ausreichend vom Staat finanziell unterstützt", erklärte er

Tierschutz: Der Bauernverband sieht in Förderung Programm zum Abbau

Der Bauernverband hatte die Förderpläne für höhere Standards in den Ställen kritisiert. "Es brodelt in der Branche, seit die Vorschläge auf dem Tisch liegen“, sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied der Deutschen Presse-Agentur. "Das ist kein Programm zur Zukunftssicherung des Standorts Deutschland. Sondern das ist ein Programm, das auf einen Abbau hinausläuft.“ Die klare Ansage sei: "Ja zu mehr Tierwohl. Das wollen die Tierhalter machen. Nur mit dem, was auf dem Tisch liegt, können sie es nicht tun“, sagte Rukwied.

Özdemir entgegnete, die intensive Tierhaltung berge die Gefahr der Überforderung von Tier und Halter. "Wer da bei diesem auf Profitmaximierung ausgerichteten System nicht mitmachen wollte, den hat es schnell aus der Kurve gehauen. Viele kleinere, familiengeführte Betriebe, die auf mehr Tierschutz gesetzt haben, haben bereits aufgeben", so der Minister. "Ich will das nicht akzeptieren! Denn die Alternative lautet: Das Fleisch kommt aus dem Ausland, wo wir keinen Einfluss darauf haben, wie Tiere gehalten wurden."

Tierschutz: Die Schweinehalten sind die ersten Profiteure des Förderprogramms

Özdemirs Ministerium hatte Eckpunkte des Förderprogramms vorgestellt. Zunächst sollen Schweinehalter Geld bekommen können. Profitieren sollen Betriebe mit Standards, die deutlich über den zwingenden gesetzlichen Vorgaben liegen. Gefördert werden sollen "tier- und umweltgerechte“ Neu- und Umbauten von Ställen sowie laufende Mehrkosten einer besseren Haltung. Die Ampel-Koalition will als "Anschubfinanzierung“ bis 2026 eine Milliarde Euro bereitstellen.

Geplant ist auch ein verpflichtendes Logo, das die Haltungsform auf deutschen Fleischprodukten angibt. Özdemir will es noch dieses Jahr für frisches Schweinefleisch einführen. Das Konzept wird auch am Montag Thema der Expertenanhörung im Agrarausschuss des Bundestages sein. Auch auf der am Freitag beginnenden Grünen Woche in Berlin dürften Özdemirs Vorstöße diskutiert werden. Das könnte Sie auch interessieren: Tiertransporte: Cem Özdemir will mobile Schlachtung fördern