Prag. Tschechien öffnet seine Grenze für Bürger aus Deutschland, Österreich und Ungarn früher als geplant - voraussichtlich bereits ab Samstag.

Das sagte Ministerpräsident Andrej Babis am Donnerstag der Agentur CTK am Rande eines Besuchs in der Nähe des Kurorts Marienbad (Marianske Lazne). Er habe das Kabinett für Freitagmorgen zu einer Sondersitzung in Prag einberufen, um darüber formal zu entscheiden.

Sachsens Innenminister Roland Wöller (CDU) sprach von einem wichtigen Schritt für die Menschen in beiden Ländern: „Sachsen und Tschechien haben gerade in den Grenzregionen traditionell viele gemeinsame Wurzeln. Mit der Reisefreiheit wird sich das wirtschaftliche und gesellschaftliche Zusammenleben auf beiden Seiten der grünen Grenze wieder normalisieren.“ Gleichzeitig dankte Wöller den tschechischen Partnern für den engen und vertrauensvollen Austausch: „Das hat sich während der Corona-Krise bewährt.“

Ursprünglich sollte die Lockerung erst am 15. Juni in Kraft treten. Für Bürger der genannten Staaten sind dann weder ein negativer Corona-Test noch eine 14-tägige Quarantäne vorgeschrieben. Das Kabinett Babis hatte Mitte März einen weitgehenden Einreisestopp für Ausländer verhängt. Als Grund wurde die Coronavirus-Pandemie genannt. Nun wird ein neues Ampel-Modell eingeführt, das Länder nach epidemiologischen Kriterien einteilt.

Deutsche stellten im vorigen Jahr mit mehr als zwei Millionen Übernachtungsgästen die größte Gruppe unter den ausländischen Touristen in Tschechien. In den Grenzregionen profitieren zudem viele Händler von Einkaufstouristen, die günstig Zigaretten und Spirituosen einkaufen.

Bei der Lockerungspolitik hat Tschechien eine erstaunliche Kehrtwende hingelegt. Noch Ende April hatte Präsident Milos Zeman gefordert, die Grenzen für ein Jahr geschlossen zu halten. Bis Donnerstag waren in dem EU-Mitgliedstaat 9441 bestätigte Coronavirus-Infektionen gemeldet. 324 Menschen starben.