Berlin. In Deutschland fehlen Arbeitskräfte. Bis zum Jahresende könnten mehr als 200.000 ukrainische Flüchtlinge einen Job gefunden haben.

Die Integration ukrainischer Kriegsflüchtlinge in den deutschen Arbeitsmarkt schreitet voran. Wissenschaftler der Bundesagentur für Arbeit gehen davon aus, dass wie bisher jeden Monat mehrere Tausend Geflüchtete eine bezahlte Tätigkeit aufnehmen werden. Bis zum Jahresende könnten mehr als 200.000 ukrainische Flüchtlinge arbeiten.

„Wenn sich die Entwicklung wie im vergangenen Jahr fortsetzt, dürfte die Beschäftigung bis zum Jahresende 2023 um weitere 60.000 bis 120.000 Personen steigen“, sagte der Migrationsexperte Herbert Brücker vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Nürnberger Bundesagentur im Gespräch mit unserer Redaktion. Brücker, der auch einen Lehrstuhl für Wirtschaftswissenschaften an der Berliner Humboldt-Universität innehat, ergänzte: „Seit Kriegsausbruch entspräche das einem Beschäftigungsanstieg um 150.000 bis 210.000 Personen.“

Der Forscher sagte, dass bis gegen Ende des vergangenen Jahres rund 90.000 Ukrainer in den deutschen Arbeitsmarkt integriert worden seien – etwa drei Viertel davon in sozialversicherungspflichtigen Stellen und der Rest in Minijobs.

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Flüchtlinge: Ukrainer können in Europa uneingeschränkt arbeiten

Am heutigen Freitag jährt sich der russische Überfall auf die Ukraine. Seit Beginn der Aggression registrierten deutsche Behörden mehr als eine Million Kriegsflüchtlinge aus dem osteuropäischen Land. Da Ukrainer ohne Visum in die EU einreisen und sich im Schengen-Raum frei bewegen können, lässt sich nicht genau sagen, wie viele Flüchtlinge Deutschland erreicht und schon wieder verlassen haben. Eine erhebliche Zahl von ihnen ist auch bereits wieder in die Ukraine zurückgekehrt. Die ukrainischen Kriegsflüchtlinge dürfen in der EU uneingeschränkt arbeiten.

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Arbeitsmarktforscher Brücker betonte, dass die Prognosen über die Beschäftigungsentwicklung mit Unsicherheiten behaftet seien. Es sei unklar, wie die Integration insgesamt verlaufe und wie es im Krieg selbst weitergehe. Die Vorhersage, dass bis zum Ende dieses Jahres weitere 60.000 bis 120.000 Flüchtlinge einen Job finden, gelte unter der Annahme, dass die Zahl der in Deutschland lebenden Ukrainerinnen und Ukrainer in etwa konstant bleibt.

Ukraine: Viele Flüchtlinge haben einen Hochschulabschluss

In der vergangenen Woche hatte das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung gemeinsam mit anderen Einrichtungen eine umfangreiche Studie über die Lebenssituation von ukrainischen Flüchtlingen veröffentlicht. 80 Prozent der erwachsenen Geflüchteten sind Frauen, die in der Regel ohne ihre Partner und häufig mit minderjährigen Kindern nach Deutschland gekommen sind. Drei Viertel der Befragten wohnen in einer privaten Unterkunft, nur neun Prozent in einer Gemeinschaftsunterkunft.

Verglichen mit der Gesamtbevölkerung haben die Geflüchteten ein hohes Bildungsniveau: 72 Prozent von ihnen verfügen über einen Hochschulabschluss. Hierbei ist allerdings zu beachten, dass das ukrainische Bildungswesen nur eingeschränkt mit dem deutschen vergleichbar ist. Qualifikationen, die man hierzulande in der dualen Ausbildung oder an Fachschulen erwirbt – etwa im Gesundheitswesen – werden in der Ukraine an Hochschulen vermittelt. Der deutsche Arbeitsmarkt ist ausgesprochen aufnahmefähig: In etlichen Branchen fehlen im großen Stil Fach- und Hilfskräfte.