Berlin . Die Ukraine braucht schwere Waffen: Vor allem Raketen, um die Seeblockade und die “Feuerwalze“ zu brechen. Wer wird sie ihr liefern?

Die Aufrüstung der Ukraine durch den Westen im Kampf gegen Russland schreitet voran: Die USA sagten der Ukraine Mehrfach-Raketenwerfer zu. Mit solchen schweren und fortschrittlichen Waffen sieht in Kiew Präsident Woldomyr Selenskyj eine Chance für einen Gegenangriff im Donbass.

Die Ukraine ist dort unter Druck geraten. In der Ost-Ukraine fräst sich russische Artillerie Kilometer für Kilometer durch den Donbass. Gegen die Feuerwalze braucht die Ukraine schwere Waffen mit größerer Reichweite; ebenso, um die Seeblockade vor Odessa Anti-Schiffs-Raketen zu brechen. Zwei Systeme könnten zum "Game-Changer" im Ukraine-Krieg werden:

  • Auf dem Land Mehrfachraketenwerfer des Typs HIMARS.
  • Zur See die Antischiffsflugkörper vom Typ Harpoon

In beiden Fällen handelt es sich um Waffen amerikanischer Produktion. Die USA müssen denn auch Vergeltungsmaßnahmen von Kremlchef Wladimir Putin einkalkulieren. Das gilt vor allem für die Artilleriesysteme, die Geschosse bis zu 300 Kilometer weit abfeuern können.

Deswegen wundert es nicht, dass US-Präsident Joe Biden die Raketenwerfer nur unter einer Bedingung liefert: Dass sie nicht für Angriffe auf russisches Staatsgebiet eingesetzt werden.

Der New York Times erklärte er, damit solle das angegriffene Land in der Lage versetzt werden, „wichtige Ziele auf dem Schlachtfeld in der Ukraine“ präziser zu treffen. Biden: „Wir wollen keinen Krieg zwischen der Nato und Russland.“

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Letztlich geht es um Waffengleichheit an der Front. Die Russen haben viel mehr Geschütze und entwickeln eine brachiale Feuerkraft. Sie beschießen den Gegner so lange, bis seine Verteidigungslinien geschwächt sind und er sich sich zurückziehen muss. Dann rückt die russische Infanterie nach. So kommt sie Kilometer um Kilometer voran, langsam aber stetig.

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Ukraine-Krieg: Kommen die Panzerhaubitzen zu spät?

Dagegen hilft nur: Gegenfeuer. Aber den ukrainischen Militärs fehlen Geschütze und Munition für ihre zumeist aus den Sowjetunion stammende Artillerie, wiewohl die USA, Kanada und Australien immerhin an die 100 155-mm-Haubitzen vom Typ M-777 geliefert haben. Sie haben eine Reichweite von mindestens 25 Kilometern, je nach dem, welche Granaten benutzt werden.

Richtig eingesetzt, kann Artilleriefeuer dem Gegner arg zusetzen. Anfang Mai liquidierten die Ukrainer so eine ganze taktische Bataillonsgruppe der Russen, als sie den Fluss den Siwerski Donez überqueren wollte. Angeblich wurden dabei über 70 Panzer zerstört und Hunderte Soldaten getötet.

Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt

Während die M-777-Geschütze gezogen werden, sind die zwölf selbstfahrenden französischen Caesar-Geschütze auf Lastwagen montiert. Zwölf Panzerhaubitzen 2000 haben Deutschland und die Niederlande versprochen; die ukrainischen Soldaten werden schon dafür ausgebildet. Die Frage ist nur, ob diese gepanzerten Fahrzeuge im Donbass noch rechtzeitig zum Einsatz kommen können.

Lesen Sie auch: Panzerhaubitze 2000: Das kann das Artilleriegeschütz

Eine neue Qualität wären die Mehrfachraketenwerfer: HIMARS ist ein Artilleriesystem, das auf Lastwagen montiert ist. Mit ihnen wären die ukrainischen Truppen schneller und flexibler; und mit der längeren Reichweite hätten sie einen echten Vorteil gegenüber der russischen Artillerie.

Ukraine-Krieg: Harpoon-Raketen aus Dänemark

Bei den Anti-Schiffs-Raketen ist die Entscheidung längst gefallen. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin kündigte an, dass Dänemark die Waffen liefern werde. Selenskyj hatte im April Portugal darum gebeten, vergeblich. Viele Nato-Partner haben solche Raketen. Die Frage war nur, wer vorangeht. Solche Lieferungen sind nur mit der Schutzgarantie der USA vorstellbar.

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Die etwa vier Meter langen Harpoon-Flugkörper haben eine Reichweite von mindestens 120 Kilometern. Sie fliegen in geringer Höhe, GPS-gesteuert, übers Wasser und können auch die größten Schiffe zerstören.

Ukraine-Krieg: Russlands Seeblockade kann gebrochen werden

Zwar wird heftig um die strategisch wichtige Schlangeninsel gekämpft, zwar gelang der Ukraine mit dem Abschuss des Kreuzers "Moskwa" ein spektakulärer Erfolg. Aber im Großen und Ganzen hat sie der russischen Marine wenig entgegenzusetzen, die immer wieder die Küste beschießt, Odessa bedroht und jeden Handel verhindert. Das könnte sich mit Harpoon ändern. Die Ukraine braucht nicht mal Kriegsschiffe oder U-Boote. Harpoon können von Flugzeugen und von Land abgefeuert werden.

Nach Einschätzung des Marineexperten Bryan Clark vom Hudson Institute reichten schon zwölf bis 24 Harpoon-Raketen aus, um die Seeblockade aufzuheben. Wenn die Ukraine genug Harpoons habe, müssten sich die russischen Schiffe fernhalten, sagte er dem ZDF. "Sie können sich im Schwarzen Meer nirgendwo verstecken."

Deutschland liefert der Ukraine unterdessen ein High-Tech-Flugabwehrsystem. Außerdem werde den ukrainischen Streitkräften ein modernes Ortungsradar zur Verfügung gestellt, das Artillerie aufklären könne, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Mittwoch im Bundestag. Auch die USA wollen ähnliche Raketensysteme schicken. Das könnte die Verteidigung der Ukraine auf ein neues Level heben.

Dieser Artikel erschien zuerst auf www.waz.de.