Berlin . Wegen des Ukrainekriegs ziehen sich Firmen aus Russland zurück. Sie werden ersetzt durch Plagiate. Das sind die dreistesten Kopien.

Viele Markenhersteller stehen in Folge der Sanktionen gegen Russland vor einem Dilemma. Bleiben sie auf dem Markt wie "Ritter Sport", ernten sie daheim einen Shitstorm. Ziehen sie sich zurück, werden sie durch Plagiate ersetzt.

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Aus "Instagram" wird "Rossgram", aus "McDonalds" wiederum "Onkel Wanja". Mit dem Angriff der Klonfirmen kontert der Kreml die westlichen Sanktionen gegen den Ukraine-Krieg. Sei es, weil Firmen wie IKEA Russland boykottieren, sei es, weil sie wie "Instagram" unerwünscht sind. Ein Moskauer Gericht stufte die Plattform, die zu Facebook gehört, als "extremistische Organisation" ein.

Nun haben die User eine Alternative: Auf "Rossgram" umsteigen oder einen "Instagram"-Account außerhalb ihrer Heimat anlegen – bei Influencern hängt daran ein ganzes Geschäftsmodell. Ganz abgesehen davon, dass die Grundidee von sozialen Netzwerken, just die globale Vernetzung, pervertiert wird.

Russland: So dreist klont Putin Marken

Mit jeder Schließung, mit jedem russischen Plagiat wird eine Schnur zum Westen gekappt. Es ist Teil des Weltbildes von Präsident Wladimir Putin. Die ökonomische und gesellschaftliche Isolation des Landes wird nicht nur ertragen; womöglich ist sie gewollt und Teil einer gewünschte Autarkie.

Zu dieser Strategie passt das soziale Netzwerk Rossgram. Erst vor wenigen Tagen wurde die App gestartet. Dass sie auf das längst gesperrte Netzwerk Instagram abzielt, lässt bereits der Name erahnen. Auch Aufbau und Optik ähneln dem US-Original. Statt zu Whatsapp wird man zu Telegram, statt zu Facebook zur russischen Plattform VK geführt. Nicht die einzigen Klons: TikTok wird mit Yappy gekontert. Youtube kann sich noch halten, ist aber keinesfalls vor Strafmaßnahmen und einer Klonfirma sicher.

Niemand muss auf Pommes und Burger verzichten, weil McDonalds zu ist oder sich gar ganz zurückziehen will. Die "Washington Post" zitiert Jatscheslaw Wolodin, Sprecher der russischen Staatsduma, mit dem Satz: "Okay, schließt. Morgen wird es nicht mehr McDonald's geben, sondern Onkel Wanja."

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Klonmarken: McDonalds auf den Kopf gestellt

Um 90 Grad gedreht wird aus dem goldene M von McDonalds das W von "Onkel Wanja". Die Ähnlichkeit mit etablierten Marken soll den Verbrauchern den Wechsel leichter machen. Erst werden sie fremdeln –und irgendwann die westlichen Alternativen gar nicht mehr kennen.

Wenn der Ukraine-Krieg länger anhält und der Westen seine Beziehungen zu Russland darüber hinaus hinterfragt, macht es Sinn, auf heimische Produkte zu setzen und aus der Not eine Tugend zu machen. Dazu passt, dass der Urheberrechtsschutz geschleift wurde. Russische Unternehmen müssen nicht länger die Inhaber von Patenten, Gebrauchs- und Geschmacksmustern aus "unfreundlichen" Ländern entschädigen. Die Klone haben leichtes Spiel. (fmg)

Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt

Dieser Artikel erschien zuerst auf www.waz.de