Washington. Nikki Haley, Republikanerin und Ex-Gouverneurin, will als Präsidentin kandidieren. Wer ist die Frau, die Donald Trump Konkurrenz macht?

Donald Trump ist ab dem 15. Februar nicht mehr allein auf republikanischer Bewerber-Flur für die Präsidentschaftskandidatur 2024. Mit Nikki Haley, der ehemaligen Gouverneurin des US-Bundesstaates South Carolina, geht in zwei Wochen im idyllischen Charleston die erste Frau ins Rennen. Ihre Wahlkampf-Manager bestätigten am Mittwoch gleichlautende Medienberichte.

Haleys Handicap: Sie hat sich den Ruf einer biegsamen Opportunistin erworben – gerade, was Trump angeht. Vor dessen Wahl 2016 versagte die nach eigener Beschreibung „stolze Tochter indischer Einwanderer”, die 1972 unter dem Namen Nimrata Randhawa in der Kleinstadt Bamberg in South Carolina geboren wurde, dem Rechtspopulisten die Gefolgschaft. Sie unterstützte Senator Marco Rubio aus Florida.

Trump schoss damals rhetorisch massiv gegen Einwanderer und hofierte rechtsextreme Kreise. Wer sich nicht vom Ku-Klux-Klan distanziere, sagte Haley, der könne nicht US-Präsident werden. Nach der Wahl war ihre Fundamental-Kritik vergessen.

Nikki Haley: Einst war sie Trumps Quotenfrau

Haley, die von 2011 bis 2017 den durch viele Großindustrien (Flugzeuge, Autos etc.) prosperierenden Süd-Bundesstaat regierte, ließ sich von Trump als Quotenfrau in einem weitgehend weißen Kabinett alter Männer als Botschafterin bei den Vereinten Nationen installieren. Dort vertrat die studierte Expertin für Rechnungswesen, die später im Bekleidungsgeschäft ihrer Mutter arbeitete, loyal und ungefiltert die weltweit auf Misstrauen und Ablehnung gestoßene „America First”-Politik des Präsidenten.

Zwei Jahre später hatte Haley, die mit ihrem Mann Michael und den Kindern Rena und Nalin im Strand- und Golf-Paradies Kiawah Island vor Charleston lebt, genug. Sie schaffte erstaunlich beulenfrei den Ausstieg aus der Administration, ohne dass Trump ihr wie bei anderen Kabinettsmitgliedern eimerweise Gülle nachgeworfen hätte.

Nikki Haley: Kritik an Trump – dann Rückzieher

Nach dem von Trump inszenierten Staatsstreich-Versuch beim Sturm aufs Kapitol am 6. Januar 2021 ging Haley in die Vollen. Niemals hätten die Republikaner Trumps Lüge über die angeblich manipulierte Wahl 2020 folgen dürfen, sagte sie mehrfach und bekräftigte: „So etwas darf nie wieder passieren.“ Wenig später dann der Rückzieher: Falls Trump 2024 antrete, werden sie ihn unterstützten und ihre eigenen (seit Jahren bekannten) Ambitionen auf das höchste Staatsamt auf Eis legen, verkündete die vor vielen Jahren zum Christentum konvertierte Haley.

Auch davon nahm die dereinst von der Demokratin Hillary Clinton inspirierte Politikerin wieder Abstand. Tenor: Ein neue Riege von Führungsfiguren müsse jetzt bei den Republikanern an die Schalthebel, sagte sie im Sender Fox News. Und, ja, sie könne sich sehr gut vorstellen, „diese Führungsfigur zu sein". Lesen Sie auch: Akten-Skandal – FBI durchsucht Sommerhaus von Joe Biden

Nikki Haley: Politische Erfolge der möglichen Trump-Konkurrentin

Zu ihren größten politischen Errungenschaften gehört eine mutige Aktion als Regional-Politikerin, die ihrer Reputation als prinzipienloser Karrieristin zuwiderläuft.

Als Dylan Roof, ein weißer Rassist, 2015 in einer berühmten Kirche in Charleston neun Schwarze bei einer Bibelstunde erschoss, ließ Gouverneurin Haley die am Kapitol des Bundesstaates bis dahin wehende Konföderierten-Flagge (Symbol der Rechtsextremen) einholen. Der Attentäter hatte mit dem historisch aufgeladenen Stück Stoff auf Fotos posiert.

Nikki Haley: (Noch) keine echte Konkurrenz

Nikki Haleys Initiative gen Washington kommt zu einem trügerischen und sehr frühen Zeitpunkt. Die ersten partei-internen Vorwahlen sind noch ein gutes Jahr hin. Trumps Stern sinkt zwar beständig. Und in der „Grand Old Party” lehnen inzwischen viele mit offenem Visier sein erneutes Antreten ab.

Doch in den Umfragen liegt der inzwischen mit seiner Lüge vom Wahlbetrug 2020 siamesisch verwachsene Unternehmer unangefochten an erster Stelle. Aussichtsreich auf den Fersen ist ihm allein Ron DeSantis, der Gouverneur von Florida, der sich inzwischen anhören muss, „illoyal” zu sein. Hintergrund: Ohne Trumps Fürsprache wäre DeSantis nie Regierungschef in Tallahassee geworden. Allein, seine offizielle Bewerbung für das Weiße Haus hat der 44-Jährige noch gar nicht angekündigt.

Nikki Haley will bei der Präsidentschaftswahl 2024 für die Republikaner antreten.
Nikki Haley will bei der Präsidentschaftswahl 2024 für die Republikaner antreten. © IMAGO / ZUMA Wire

Dass Trump Nikki Haley solche Attacken bisher ersparte, dass er in einem Interview semi-jovial sagte, sie solle „ihrem Herzen folgen und kandidieren”, führen konservative Analysten vor allem darauf zurück, dass Haleys Ambitionen bisher von weniger als fünf Prozent der konservativen Wähler goutiert werden. Sprich: Sie ist (noch) keine echte Konkurrenz.

Kann sich das ändern? Mit ihrer indischen Abstammung und einer ordentlichen Leistungsbilanz als Gouverneurin könnte Haley für weibliche Wähler und ethnische Minderheiten attraktiv sein. In beiden Kategorien haben die Republikaner Nachholbedarf.