Berlin. Laut einem Bericht ist die Durchfallquote bei den Deutschtests bei Integrationskursen erstaunlich hoch. Fast die Hälfte fällt durch.

Die Integrationskurse für Zuwanderer bestehen aus einem Orientierungskurs und einem Sprachkurs. Doch bei dem Deutschtest sind nun Durchfallquoten bekannt geworden, die recht hoch sind. Fast jeder zweite Teilnehmer soll laut einem Bericht durchfallen. Doch ein Grund für die vermeintlich negativen Daten dürfte die Berechnung der Quoten sein.

Fast die Hälfte aller Zuwanderer ist im vergangenen Jahr beim Deutschtest „Selbstständige Sprachanwendung“ am Ende der Integrationskurse gescheitert. Wie die „Neue Osnabrücker Zeitung“ (Freitag) aus einer Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Anfrage der AfD-Fraktion zitiert, haben im vergangenen Jahr knapp
109.000 Teilnehmer den Test „Leben in Deutschland“ und den Deutsch-Test für Zuwanderer mit Sprachniveau B1 erfolgreich absolviert.

In den ersten drei Quartalen des vergangenen Jahres erreichten nach Angaben des Bundesinnenministeriums 52,3 Prozent der Teilnehmer das B1-Niveau, 47,7 Prozent schafften dies demnach jedoch nicht. 2017 lag der Anteil den Angaben zufolge bei 58 Prozent.

Jeder Versuch beim Deutschtest fließt in die Statistik mit ein

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) wies allerdings darauf hin, dass die Berechnungsmethode für die Durchfallerquote zum Jahreswechsel umgestellt worden war. Wenn ein Kursteilnehmer mehrfach am Deutschtest teilnimmt, wird jetzt nicht mehr jedes Ergebnis einzeln gezählt. Das heißt: Wenn jemand den Kurs wiederholt, fließt sein Scheitern im ersten Anlauf nicht mehr in die Statistik ein. Das Bundesamt hatte nach scharfer Kritik an mangelhaften Kursen die Qualitätskontrolle im vergangenen Jahr nach Angaben des Innenministeriums „erheblich intensiviert“.

• Hintergrund: So entstehen Vorurteile – und so kann man sie wieder abbauen

• Hintergrund: Ausländische Prediger sollen Deutschkenntnisse nachweisen

Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums betonte, die Bilanz sei nicht durchweg negativ. So sei die Zahl der Absolventen, die im Deutschkurs das Sprachniveau B1 oder A2 erreichten, nahezu unverändert geblieben. 17 Prozent der Teilnehmer der Alphabetisierungskurse hätten später das Niveau B1 erreicht. Dies seien „kleine Erfolge“. Mit dem Niveau A2 wird die „Elementare Sprachanwendung“ bezeichnet. Das bedeutet, dass jemand, „Sätze und häufig gebrauchte Ausdrücke verstehen“ kann.

Die im Jahr 2005 eingeführten Integrationskurse bestehen aus einem Deutschkurs und einem Orientierungskurs zur Rechts- und Gesellschaftsordnung. Der Sprachkurs umfasst 600 Unterrichtseinheiten à 45 Minuten. Am Ende sollen die Teilnehmer das Niveau B1 des gemeinsamen europäischen Referenzrahmens haben. Das bedeutet, dass sie in einfachen Sätzen Erfahrungen und Ereignisse beschreiben und Meinungen wiedergeben sowie persönliche Briefe schreiben können.

Lehrer sprechen von Problemen bei der Lernkultur

Immer wieder war zuletzt gefordert worden, die Integrationskurse weiter zu verbessern. So hatte die schwarz-gelbe Regierungskoalition in Nordrhein-Westfalen im Januar gefordert, die Zahl der Deutschstunden für Menschen ohne Schulabschluss zu erhöhen und die Teilnehmerzahl der Kurse zu verkleinern. Erwartet wird, dass das Thema auch eine Rolle bei der Integrationsministerkonferenz am 11. und 12. April in Berlin spielen wird.

Sprachlehrer hatten in Medienberichten wiederholt erläutert, dass viele traumatisierte Flüchtlinge nicht die nötige Lernkultur mitbrächten. Für Flüchtlinge seien die Kurse auch oft nicht passend ausgerichtet, da diese ursprünglich für Spätaussiedler mit bereits vorhandenem Zugang zur deutschen Sprache konzipiert gewesen seien.

Die im Haushalt veranschlagten Mittel für Integrationskurse stiegen dem Zeitungsbericht zufolge von 610 Millionen Euro im Jahr 2017 auf 765 Millionen Euro im vergangenen Jahr, obwohl die Teilnehmerzahl im gleichen Zeitraum um 90.000 sank. Das Bamf überprüfte den Angaben zufolge 2018 insgesamt 1495 der 1704 zugelassenen Träger (87,7 Prozent).

Einem Bericht der „Welt“ zufolge waren unter den erstmaligen Teilnehmern vor allem Syrer (39.000), Afghanen (15.000) Iraker (13.000), Rumänen (12.000), Türken (9000) und Bulgaren (8000). Fast 45.000 der erstmaligen Teilnehmer konnten zu Beginn nicht Lesen und Schreiben.

Laut Bamf werden die Integrationskurse „ständig weiterentwickelt und verbessert“. So werde untersucht, welche Faktoren für eine erfolgreiche Sprach- und Wertevermittlung bestehen und wie Effektivität und Effizienz der Kurse gesteigert werden können.