Berlin. Kurz vor Ablauf der Frist lässt Alice Weidel in einer Talkshow die Katze aus dem Sack: Sie will erneut Spitzenkandidatin werden - diesmal gemeinsam mit Tino Chrupalla.

Die AfD-Fraktionsvorsitzende Alice Weidel will ihre Partei als Spitzenkandidatin in den Bundestagswahlkampf führen. Sie werde sich gemeinsam mit dem Parteivorsitzenden Tino Chrupalla als Spitzenteam bewerben, kündigte Weidel in der Nacht zum Mittwoch in der ZDF-Talkshow "Markus Lanz" an.

Am Dienstag war bekannt geworden, dass auch der pensionierte Generalleutnant Joachim Wundrak (65) und die Bundestagsabgeordnete Joana Cotar (48) die AfD gerne als Spitzenteam in den Bundestagswahlkampf führen würden. "Mir ist an einer Lösung gelegen, die die AfD in ihrer Breite abbildet, mit der sich die Basis der AfD und unsere Wähler identifizieren können", teilte Cotar mit. Chrupalla habe ihr Angebot, gemeinsam ein Team zu bilden, zuvor abgelehnt.

Die AfD hatte nach längeren Debatten entschieden, die Mitglieder über das Spitzenduo abstimmen zu lassen. Zweierteams, die gemeinsam antreten wollen, müssen sich bis Mittwoch 12.00 Uhr melden. Die Mitgliederumfrage startet am 17. Mai. Das Ergebnis soll am 25. Mai veröffentlicht werden.

In Baden-Württemberg, wo Weidel Landesvorsitzende ist, steht die Aufstellung der Kandidaten für die Bundestagswahl am 26. September noch aus.

Wundrak und Cotar werden eher Außenseiter-Chancen eingeräumt, da sie öffentlich und auch in der Partei noch nicht sehr bekannt sind. Anders als Weidel und Chrupalla werden sie dem parteiintern als gemäßigt geltenden Lager des Co-Parteivorsitzenden Jörg Meuthen zugerechnet. "Ich freue mich, dass Joana Coar und Joachim Wundrak gemeinsam antreten; beide sind hochgeeignete Kandidaten", sagte Meuthen am Mittwoch auf Nachfrage.

Die niedersächsische AfD hatte Wundrak im Dezember zu ihrem Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl gewählt. Seine Parteimitgliedschaft hatte der bislang ranghöchste ehemalige Soldat in der AfD erst nach seinem Ausscheiden aus der Bundeswehr öffentlich gemacht. Cotar ist digitalpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion und Nummer Zwei der hessischen Landesliste.

Chrupalla genießt die Unterstützung der Rechtsaußen-Strömung um den Thüringer Landeschef Björn Höcke, die vom Verfassungsschutz als rechtsextremistische Bestrebung eingestuft wird. An einem Treffen des inzwischen formal aufgelösten "Flügels" nahm er nach eigener Aussage jedoch nur als Gast teil. Weidel hatte sich früher für einen Ausschluss von Höcke aus der AfD eingesetzt, ihren Kurs später aber geändert. Weidel und Alexander Gauland hatten 2017 ein Spitzenteam der AfD für die Bundestagswahl gebildet. Die Partei zog damals mit 12,6 Prozent der Stimmen erstmals in den Bundestag ein.

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