Pfiffelbach. Julia Klöckner besucht neue Ställe der Agrargesellschaft Pfiffelbach. Im Anschluss teils hitzige Diskussionsrunde

Die Wahlkampfzeit in Thüringen ist auch immer die Zeit, in der sich unentschlossene Wähler gern mit den Argumenten der Politiker auseinandersetzen und die möglichen Interessenvertreter auf ihre Kompatibilität abklopfen. Was den Auftritt von Deutschlands Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) in Pfiffelbach anbelangt, werden einige Teilnehmer der Diskussionsrunde im Anschluss vielleicht ihre eigenen Schlüsse gezogen haben, denn die 47-Jährige verteilte unter den anwesenden Landwirten nicht nur Zuckerbrot, sondern auch die Peitsche.

Zu punkten wusste die Ministerin im Anschluss an ihre Besichtigung der neuen Stallanlagen bei der Agrargesellschaft Pfiffelbach (diese Zeitung berichtete) in jedem Fall. So sprach sie sicherlich dem vertretenen Kreisbauernverband und auch anderen Landwirte aus der Seele, als sie einen neuen Gesellschaftsvertrag zwischen Produzenten und Konsumenten forderte. „Wir müssen im Denken der Gesellschaft bewusst machen, wo die Nahrungsmittel eigentlich herkommen“, so Julia Klöckner. Viele Städter hätten eine romantisch verklärte Sicht auf „den ländlichen Raum“, den sie eher als Naherholungsbereich ansehen würden. Noch nie habe die CDU-Politikerin derart heftige ideologische Debatten erlebt und ein Land in dem es wohl 80 Millionen Hobbyagrarwirte geben müsse. Es seien eben jene Städter, die sich billiges Fleisch aus den Regalen nehmen, auf der anderen Seite aber dem Landwirt erzählen, wie er zu arbeiten habe.

Die ganze Debatte um das Tierwohl habe Gruppen entzweit, wie noch nie in Deutschland zuvor. Aus diesem Grund lobte sie auch das 10-Millionen-Euro-Projekt, dass die Agrargesellschaft abgeschlossen habe. „Der Stall ist nicht nur durchdacht, er ist auch für die Zukunft ausgerichtet und offen für Besucher“, lobte Julia Klöckner.

Wofür die Bundesministerin jedoch kein Verständnis hatte, war etwa die Beschwerde eines Diskutanten, der am Beispiel eines erwartbaren Glyphosat-Verbots sich über die Wegnahme sämtlicher „Werkzeuge“ von den Landwirten beschwerte. „Wenn das Pferd tot ist, sollten wir absteigen“, antwortete Julia Klöckner. Auch vor 40 Jahren habe es große Einschnitte in die Landwirtschaft gegeben, auch dort hatte man den Untergang des Abendlandes prognostiziert. Eingetreten sei dieser Fall aber nicht. Landwirte sollten sich daher nicht flächendeckend in die Opferrolle begeben. Zum Thema Glyphosat antwortete sie dem Landwirt wörtlich: „Es gibt Kollateralschäden. Das wissen wir beide.“

Aus diesem Grund befürworte sie auch die Innovation in der Landwirtschaft, bei der „richtig viel Geld“ in die Erforschung alternativer Pflanzenschutzmittel gesteckt werden müsse.