Ilmenau. Paula Lambeck hat ihr Abitur in der Tasche und vermittelt ab September Kindern in den Armenvierteln Kenntnisse am Computer

„So langsam wird es ernst, erste Gedanken ums große Packen werden gemacht, Visum ist beantragt und die Flugtickets sind in der Hand“, schreibt die 17-jährige Abiturientin Paula Lambeck auf ihrem Auslandsblog.

Nachdem sie das Abitur an der Ilmenauer Goetheschule mit 1,0 gemacht hat, wird sie am 29. August nach Südafrika fliegen und dort als Freiwillige ein Jahr in einer WG mit zwei afrikanischen Studentinnen leben. Sie wollte schon immer die Welt erkunden, sagt sie im Gespräch mit unserer Zeitung. Ihre zehn Mitschüler aus der Spezialklasse für Mathematik und Naturwissenschaft zieht es hingegen gleich zum Studium, darunter einen einzigen nach Ilmenau, die anderen nach Dresden, Berlin und Coburg.

Freiwillig in der Entwicklungspolitik

Ihr entwicklungspolitischer Freiwilligendienst wird von der deutschen Entsendeorganisation South African German Network getragen. Sie wird in der südafrikanischen Universitätsstadt Grahamstown/Makhanda (50.000 Einwohner) leben und Teil der „Village Scribe Association“ sein. Dies ist ein gemeinnütziger Verein zur Förderung von IT-Kenntnissen für unterprivilegierte Schüler, also jene, die in den Armenvierteln von Südafrika (Township) leben. Für Paula ist der Umgang mit Laptop, Smartphone und Co. normaler Alltag, für die Jugendlichen dort nicht.

In zwei Computerräumen werden verschiedene Workshops, Hausaufgabenbetreuung und freie Zeit an den Computern nach der Schule angeboten. Die Ilmenauerin wird vormittags die Social Media Kanäle des Vereins füttern und sich am Nachmittag den Kindern widmen, Hausaufgaben mit ihnen machen und im Computerlabor helfend zur Seite stehen. Sie möchte den Schülern verschiedenster Altersstufen den Umgang mit diesen modernen Kommunikationsgeräten näherbringen und auch ihre Freizeit mit ihnen verbringen.

Bei einem zehntätigem Vorbereitungslehrgang in Berlin lernte sie auch ihren Mitfreiwilligen Phillip kennen, der aus Bielefeld kommt und zufällig wie sie auch sein Abitur mit 1,0 abgeschlossen hat. Da Südafrika kein Land der westlichen Welt ist, gab es viele Themen, die in Deutschland vergleichsweise eine geringe Rolle spielen, in Südafrika aber sehr wichtig für ein sicheres alltägliches Leben sind.

Rassismus, Sicherheit, HIV, Versicherung und das Leben in einer fremden Kultur waren die wichtigsten. Sie wurden den insgesamt 22 Freiwilligen, die die Organisation unter 50 Bewerbern ausgewählt hatte, durch Südafrikaner, die ein Jahr in Deutschland leben und Jonas, ihren Mentor vor Ort aus Port Elizabeth, vermittelt. Manche der Freiwilligen gehen nach Kapstadt oder Johannesburg, arbeiten in einer Tanzschule oder in einem Kindergarten.

Für das notwendige Visum zur Einreise wurde ein ewig langer Antrag gemeinsam ausgefüllt und die Köpfe glühten, schreibt Paula weiter auf ihrem Blog. „Wir haben viele tolle Südafrikageschichten gehört und wurden direkt in die VSA-Family aufgenommen. Ich freue mich riesig, ein Jahr mit diesen tollen Menschen zu verbringen und bin unfassbar gespannt.“

Da sie bereits in Namibia und Botswana im Urlaub war, ist ihre Begeisterung für den afrikanischen Kontinent sehr groß. Dabei hatte sie Glück gehabt, dass ihr das Auslandsjahr ermöglicht wurde, wird sie doch gerade mal zwei Tage vor ihrer Abreise 18 Jahre alt.

Frühere Mitschüler werden sie vermissen

Nach einigen Absagen wegen ihres Alters wurde sie von der Organisation South African German Network zum Telefoninterview und dann zum Bewerbungsgespräch eingeladen.

Auf ihrem Blog https://paulagoessouthafrica.auslandsblog.demöchte Paula gern von ihren Erlebnissen, Erfahrungen und Emotionen berichten. Aber natürlich ist so ein Auslandsjahr nicht gerade billig. Von den etwa 12.000 Euro übernimmt das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung 75 Prozent der anfallenden Kosten. Die verbleibenden 25 Prozent müssen durch Spenden und Zuwendungen aufgebracht werden. „Aufgrund meiner Mitverantwortung für die Finanzierung des Auslandseinsatzes suche ich nach Unterstützern, so dass ich meine Ideen vor Ort verwirklichen kann. Ich freue mich über jede noch so kleine finanzielle Unterstützung“, schreibt sie auf der Crowdfunding-Plattform betterplace.org. Es fehlen noch 2374,98 Euro an den benötigten 2800 Euro Selbstbeteiligung.

Wenn sie nach genau 365 Tagen wieder zurück in Deutschland und Ilmenau ist, möchte Paula vielleicht Tiermedizin studieren. Sport und Chemie waren ihre Lieblingsfächer in der Schule, in der Freizeit hat sie getanzt, Badminton und Volleyball gespielt und ist gejoggt. Sie wird die Schule, die sehr schön, aber anstrengend war, vermissen. An der Goetheschule könnte durchaus noch die Ausstattung an Whiteboards und Computern auf den neuesten Stand gebracht werden, sagt sie im Rückblick.

Bei ihrem Auslandsaufenthalt unterstützen Paula ihre Eltern, auch wenn sie Bedenken hatten. Zu Ostern möchten sie dann ihre Tochter in Südafrika besuchen. Die ehemaligen Mitschüler finden ihr Vorhaben sehr mutig und sind gleichzeitig sehr traurig, dass man sich so lange nicht mehr sieht.