Schlotheim. Mit einer Gartenparty ging es 1996 los. Mittlerweile ist das Party.San Open Air das größte Metalfest in Thüringen. Veranstalter Mario Flicke rechnet dieses Jahr mit 8000 Besuchern – trotz großer Konkurrenz.

Seit einem Vierteljahrhundert organisieren engagierte Thüringer Metalfans ein Festival, das einst als laute Gartenparty begann und mittlerweile Tausende Besucher anlockt, auch aus Übersee. Bevor das Party.San Open Air diesen Donnerstag auf dem Flugplatz Obermehler im Unstrut-Hainich-Kreis beginnt, nahm sich Festivalchef Mario „Mieze“ Flicke Zeit für ein Interview.

„Die Musik steht im Vordergrund“, sagt Party.San-Veranstalter Mario Flicke.
„Die Musik steht im Vordergrund“, sagt Party.San-Veranstalter Mario Flicke. © Daniel Volkmann

Gut fünfzig Bands werden an den drei Festivaltagen auftreten. Auf wen freuen Sie sich am meisten?

Auf die Gäste.

Mit wie vielen Besuchern rechnen Sie dieses Jahr?

Wir hoffen auf gut 8000...

... die wieder aus dem In- und Ausland anreisen?

Wir haben seit Jahren Stammgäste aus Australien, die Nachfrage aus Lateinamerika wächst immer mehr. Aus Spanien kommt wieder ein Reisebus, Holland ist stark vertreten, Frankreich ebenso. Wir denken mittlerweile kaum noch in Nationen, sondern eher in Kontinenten.

Unter Fans extremer Metalmusik genießt das Party.San einen großartigen Ruf. Ist es über die Jahre zum Selbstläufer ge­worden?

Überhaupt nicht. Wir haben zwar keine Existenzängste, aber der Konkurrenzdruck ist deutlich stärker geworden. Eine Woche vor und eine Woche nach dem Party.San gibt es zwei weitere große Metalfestivals in Deutschland, hinzu kommen viele kleinere Veranstaltungen in den Sommermonaten - da hat man durchaus zu kämpfen.

Wie erklären Sie sich diese Entwicklung?

Vor etwa zehn Jahren fing es an, dass viele neue Festivals gegründet wurden - zu einer Zeit, als die Plattenlabels den Untergang vor Augen hatten, da aufgrund von Downloads und Streamingdiensten die Verkaufszahlen sanken...

... und neue Einnahmequellen gesucht wurden.

Damit hat sich einiges geändert. Es gibt inzwischen Festivals, wo Juristen und Betriebswirtschaftler in der Führungsebene sitzen, wo Kapital angelegt wird, wo es um die Rendite geht. Ich will nicht jedem Veranstalter unterstellen, dass er Festivals nur aus wirtschaftlichen Gründen auf die Beine stellt. Aber sympathischer sind mir Konzerte und Open-Airs, hinter denen Fanclubs stehen, also Leute, die einfach Bock darauf haben, selbst etwas aufziehen.

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© Daniel Volkmann

So wie Sie und Ihr Team vor 23 Jahren?

Genau. Ich selbst bin zwar erst 1999 dazugestoßen, aber die anderen haben 1996 eine Geburtstagsparty mit Livemusik in Tiefengruben bei Bad Berka feiern wollen. Um die Kosten auf mehr Schultern zu verteilen, wurde das Ganze öffentlich gemacht.

1996 ging es los. Wieso feiern Sie dieses Jahr die 25. Auflage des Festivals?

Das ist etwas verwirrend. Das erste Festival wurde von den Behörden untersagt. Es wurde dann als Gartenparty getarnt und fiel mit etwa 200 Gästen etwas kleiner aus als geplant. Aber ein paar Wochen später wurde dann das erste offizielle Festival gefeiert – was ja quasi schon das zweite war. Man könnte also darüber streiten, ob dieses oder nächstes Jahr das Jubiläum ansteht. In jedem Fall gab es schon im ersten Jahr gleich Schnee­regen im September – entsprechend wenig Leute kamen.

Die Lust, das Festival weiter auszubauen, blieb offenbar trotzdem bestehen.

Es tingelte dann herum, mal war es auf dem Sportplatz von Bad Berka, dann am Naturbad in Tannroda, da kamen schon mehrere Hundert Besucher. Als das Festival neben einem Altenheim gefeiert wurde, hat uns die Polizei irgendwann den Ton abgestellt. Das war die Zeit, 1999, als sich Boy, Jarne und ich überlegt haben, das Ganze zukünftig gemeinsam zu planen. Wir waren alle eh irgendwie im Konzertbereich aktiv, hatten aber alle unsere Unzulänglichkeiten. Also haben wir gesagt: Wieso machen wir das Party.San nicht zu dritt?

Wie kam es eigentlich zu diesem Namen?

So weit ich weiß, hatte der damalige Bürgermeister von Bad Berka, Thomas Liebetrau, diese Idee. Es kamen Leute zusammen, die gerne Partys feierten, aber zugleich ein wenig wie Freischärler in Krisengebieten agierten. Naja, der Name war jedenfalls plötzlich da und ist inzwischen nicht mehr wegzudenken.

Insgesamt treten beim Party.San Metal Open Air etwa 50 Bands auf.
Insgesamt treten beim Party.San Metal Open Air etwa 50 Bands auf. © Martin Moll

Wer steht im Jahr 2019 hinter dem Festival?

Schön ist, dass wirklich noch diverse Leute von damals mit dabei sind. Auch wenn die Crew von einst 25 Leuten auf inzwischen 400 gewachsen ist. In allen Bereichen, wo es noch geht, versuchen wir, das Ehrenamt hochzuhalten. Aber natürlich sind mit der Größe auch die Anforderungen gestiegen. So eine Micky-Maus-Bühne wie damals konnten auch Laien aufbauen. Bei den heutigen Dimensionen brauchen wir dafür Profis. Und auch das Personal, das die Toiletten reinigt, muss über den Winter kommen und muss bezahlt werden.

Wie wird das Wetter?

Wechselhaft, aber ziemlich gut. Jedes Jahr bringt andere Schwierigkeiten mit sich. Einmal war es über 30 Grad heiß, andere Male gab es Sturm oder Starkregen. Als Polizei und Sicherheitsdienst das Gelände in Bad Berka beim Unwetter im Jahr 2010 nicht mehr komplett befahren konnten und die Autos der Gäste von tatkräftigen Traktoristen aus dem Schlamm gezogen wurden, haben wir den Umzug zum Flugplatz Obermehler bei Schlotheim beschlossen. Die Leute zahlen Eintritt, da erwarten sie zurecht ein Gelände, das sicher und stabil ist.

Auf dem Gelände gibt es zwei Bühnen, Händler bauen ihre Buden auf, das kulinarische Angebot ist breiter aufgestellt als früher...

... und trotzdem wird es kein Riesenrad und keinen Autoscooter geben. Bei manchen Dingen sind wir vielleicht ein bisschen „von gestern“, aber für uns ist und bleibt die Musik das Wichtigste.

Zur Sache: Karten an der Tageskasse

Das Festival beginnt Donnerstagnachmittag und dauert bis Sonntagmorgen. Mit dabei sind unter anderem Hypocrisy, Testament und Soilwork. Karten gib es noch an der Tages- und Abendkasse. Weitere Infos unter: www.party-san.de

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