Treffurt. Schüler erleben bewegende Eröffnung einer Ausstellung in Treffurt über die Staatssicherheit der DDR.

Es war eine erstaunliche und erwartungsvolle Stille, die im Ratssaal von Treffurt herrschte, als Bürgermeister Michael Reinz (Bürger für Bürger) das erste Grußwort anlässlich der Ausstellungseröffnung „Feind ist, wer anders denkt“ aussprach. Die Zeitreise 30 Jahre zurück und in die vorherige Geschichte der DDR brachte der Bürgermeister in Erinnerung.

Auch Wanfrieds Bürgermeister Wilhelm Gebhard (CDU) hieß die Gäste in Treffurt herzlich willkommen und erinnerte mit aktuellem Bezug gerade an die morgendlichen Nachrichten mit den Ereignissen in Hongkong, in denen sich das Thema der hiesigen Ausstellung irgendwie wiederfinde. Aufmerksame Zuhörer der Begrüßungsworte waren neben Ausstellungsbesuchern vor allem die Zehntklässler der Regelschule Treffurt und der Anne-Frank-Schule Wanfried.

Wanderausstellung seit 2008 unterwegs

Die seit 2008 durch die Bundesrepublik ziehende Wanderausstellung , die ursprünglich in Wanfried Station machen sollte, war wegen der besseren Räumlichkeiten in den Treffurter Bürgersaal eingezogen und führte hier die Schüler aus Thüringen und Hessen zusammen, eine Zusammenkunft und Zusammenarbeit, die sich Michael Reinz gern öfter und enger wünsche.

Mit dabei am Montag war Rüdiger Sielaff, der Leiter des Stasi-Unterlagen-Archivs Frankfurt/Oder. Sielaff verwies zunächst auf das notwendige Engagement aller für die parlamentarische Demokratie und bedauerte, dass in der Berichterstattung viel zu oft über das Trennende und Unerreichte, als über das Gemeinsame und Erreichte gesprochen werde.

Den Zweck der Ausstellung, „dass wir solche Zeiten und die Menschen nicht vergessen, die damals in den Gefängnissen saßen“, untermauerte der 57-Jährige mit seiner eigenen Biografie.

Schüler erkundigen sich über Stasi

Zur Thematik selbst hatten sich aber auch die Schüler vorbereitet. Antonia, Andrea, Emily und Luca stellten dem Behördenleiter im Podiumsgespräch viele interessante Fragen zur Staatssicherheit in der DDR. Und die Antworten waren für alle Zuhörer im Raum hochinteressant, teilweise aber auch ernüchternd und bedrückend.

Allein die Mitarbeiterzahlen waren ein solches Beispiel, die sich von 2700 offiziellen Mitarbeitern bei der Gründung der Staatssicherheit im Jahr 1950 auf 89.000 erhöht hatten. Dazu kamen noch 189.000 inoffizielle Mitarbeiter, die es am Ende 1989 waren. Auch die Fragen nach Verhör- und Foltermethoden, der Überwachung von Menschen, wie man Opfer oder Mitarbeiter wurde, offenbarten in den Antworten von Rüdiger Sielaff das perfide System der Staatssicherheit.

Allerdings kenne das Stasiunterlagengesetz nicht den Opferbegriff, sondern eher den Betroffenenbegriff, sagte Sielaff, der froh sei, dass es inzwischen begleitende Strukturen gibt, die ehemals Betroffenen helfen. Auf Emilys letzte Frage, wie denn die einstigen Stasi-Mitarbeiter mit ihrer Vergangenheit umgehen, wusste der Beauftragte auch nur, dass jene eher nicht darüber reden und nur einige wenige sich heute entschuldigen.

Im Anschluss an das Podiumsgespräch fanden sich die Schüler noch einmal mit Rüdiger Sielaff in der Ausstellung ein und kamen vor den Schautafeln ins Gespräch. Sehenswert und beeindruckend zugleich ist die Ausstellung, die noch bis zum 28. November im Treffurter Bürgersaal zu sehen ist.