Eisenach. 25 Jugendliche besuchen im Rahmen einer Schulpartnerschaft mit dem Luther-Gymnasium die Stadt Eisenach.

Sonst sind es eher Touristen, die aus dem fernen Asien die Stadt besuchen. Derzeit sind auch 25 Schüler der Piyang Middle School aus der chinesischen Provinz Wenzhou in der Stadt. Die Provinz liegt etwa 30 Kilometer von der Küste zum Ostchinesischen Meer entfernt.

Die Middle School ist seit 2013 offiziell Partnerschule des evangelischen Martin-Luther-Gymnasiums.

Für die Schüler aus China ist die Reise auch ein Abenteuer, ein Kennenlernen und Verstehen einer völlig anderen Kultur. Nach kurzen Stippvisiten in Paris und Brüssel ist die Gruppe mit zwei Lehrern und einem Reiseleiter am Mittwoch in Eisenach angekommen. Mancher junge Gast mochte sich fast ein wenig heimisch fühlen, als plötzlich zwei chinesische Schülerinnen bei einer Stadtführung durch Eisenach für sie dolmetschten. Seit gut einem Jahr lernen dank eines Pilotprojekts in Thüringen Kehui Cheng und Mengying Cheng am evangelischen Gymnasium und werden hier einmal ihr Abitur ablegen.

Ihre Eltern hatten sie in die Stadt von Luther und Bach geschickt, weil sie das deutsche Bildungssystem hoch schätzen.

Die 25 jungen Chinesen der Piyang Middle School durften gestern auch direkt am Unterricht teilnehmen. Nachmittags stand ein Besuch auf der Wartburg an. Bis Montagmorgen bleiben die etwa 16-Jährigen noch in Eisenach.

Chinesisch-AG für erste Sprachkenntnisse

Sie sind in Gastfamilien untergebracht, oft bei Eltern, deren Kinder am Chinaaustausch des Luther-Gymnasiums teilgenommen haben oder noch nehmen.

In der Schule gibt es seit den Anfängen der Schulpartnerschaft eine Chinesisch-Arbeitsgemeinschaft, die vom Erfurter Konfuziusinstitut unterstützt wird und die wie eine Spanisch-AG von den Luther-Gymnasiasten sehr gut angenommen wird, wie der stellvertretende Schulleiter Peter Schütz erzählt. Auch er war schon in chinesischen Partnerschule, hat damals extra dafür Chinesisch gelernt. So traf er jetzt auch in Eisenach auf einen ihm bekannten Lehrer, der die chinesischen Schüler begleitete. Für die Gäste ist vieles neu, nicht nur das deutsche Essen. Zum Beispiel, dass die Schüler an dem evangelischen Gymnasium viel eigenverantwortlicher arbeiten müssen. Auch die Schulen sind unterschiedlich groß. „Als wir in China waren, haben uns dort 2000 Schüler begrüßt“, erinnert sich Schütz. Zur Begrüßung in Eisenach am Donnerstag standen hingegen 400 Schüler auf dem Innenhof des Luther-Gymnasiums. Am heutigen Freitag fahren die Gäste nach Erfurt. Eine Stadtführung gibt es dann mit Ulrike Rother, Kunstlehrerin am Martin-Luther-Gymnasium. Sie selbst lebt in Erfurt und will den chinesischen Schülern ihre Heimatstadt zeigen. Die Delegation ist beeindruckt, erzählt Peter Schütz, von den alten Städten und ihren historischen Stadtkernen. Daran seien die Schüler sehr interessiert. Am Wochenende sind alle mit ihren Gastfamilien unterwegs, bevor sie am Montag wieder im Flieger Richtung Heimat sitzen werden.