Erfurter Bahnhofsmission kann endlich Pavillon am Gleis 8 beziehen

Anja Derowski
| Lesedauer: 2 Minuten
Hubertus Schönemann (links) und sein Team der Bahnhofsmission haben ihr neues Domizil im Hauptbahnhof am Gleis 8 bezogen.

Hubertus Schönemann (links) und sein Team der Bahnhofsmission haben ihr neues Domizil im Hauptbahnhof am Gleis 8 bezogen.

Foto: Marco Schmidt

Erfurt.  Wer in Not gerät, findet bei den Ehrenamtlichen der Bahnhofsmission Hilfe – und sei es nur ein offenes Ohr. Nun gibt es auch einen Raum für die Helfer

Die Bahnhofsmission hat nach vielen Jahren der Bemühungen ihr Domizil am Hauptbahnhof bezogen. Auf dem Bahnsteig 8 steht nun der Pavillon.

„Das ist heute ein wunderbarer großer Tag für die Bahnhofsmission hier in Erfurt“, begann Hubertus Schönemann seine Rede. Er ist der Vereinsvorsitzende der Ökumenischen Bahnhofsmission Erfurt, hat sich stetig für das Vorhaben eingesetzt.

Talisa-Verein unterstützt den Missionsstart mit Räumlichkeiten

Es war im Jahr 2015, als die Bahnhofsmanagerin Christine Kromke Anfragen erhielt, warum es keine Bahnhofsmission in Erfurt gäbe. Dafür braucht es Menschen, die sich engagieren. Das erste Treffen mit Hubertus Schönemann fand im März 2017 statt, von Beginn stand die Hürde, Räumlichkeiten zu finden. Der Verein Talisa half mit 20 Quadratmetern aus, im IC-Kurierraum konnten Tische und Stühle aufbewahrt werden.

Im Sommer 2017 nahm die Bahnhofsmission ihre Arbeit auf, zunächst als Engel am Zug, dann als offizieller Verein. Zunächst nur freitags waren die Helfer vor Ort. Trafen Menschen in Not, auf der Durchreise, einsame Menschen oder Wohnsitzlose.

Damals waren es sechs Ehrenamtliche, mittlerweile sind es 27. Sie sind jung und älter, studieren, arbeiten, sind Rentner. „Wir haben einen hohen Grad der Identifikation und fühlen uns nach einer Schicht häufig beschenkt“, umschreibt es Hubertus Schönemann. Denn die Gespräche mit den Menschen, das Gefühl, geholfen haben zu können, all das bereichert die Seele. „Wissen Sie“, fährt er fort, „wir erleben derzeit eine große Spaltung der Gesellschaft, bedingt durch Corona, den Krieg, die Inflation, die Angst vor hohen Energiekosten. Wir möchten einen Beitrag zur Stabilisierung des gesellschaftlichen Miteinanders leisten, das Gute freilegen.“

Deutsche Bahn investiert 500.000 Euro, 165.000 Euro kommen aus Stiftungsmitteln

Der Pavillon am Gleis sollte eigentlich im vergangenen Jahr schon stehen, doch Corona, Ausschreibungen und überhöhte Kosten verzögerten das Vorhaben. Die Deutsche Bahn investierte 500.000 Euro. Durch intensives Fundraising der Erfurter Bahnhofsmission konnten davon 165.000 Euro aus Stiftungsmitteln, vor allem der Vereinigten Kirchen- und Klosterkammer, der Share Value Stiftung und durch Spenden beigetragen werden. Weitere Spendenmittel wurden für den Innenausbau eingeworben.

„Der Pavillon wird unsere Arbeit mit den Menschen am Bahnhof sehr voranbringen. Dennoch werden unsere Freiwilligen auch mobil im Bahnhofsumfeld unterwegs sein, um zu einer guten Atmosphäre und zur psycho-sozialen Stabilität im Umfeld des Erfurter Hauptbahnhofes beizutragen“, resümiert Hubertus Schönemann.