Erfurt. Im Projekt “Ich darf nein sagen!“ sollen Kinder in der Erfurter Kita Fuchs& Elster lernen, nicht mit Fremden mitzugehen.

„Nein, nein, nein“ rufen die Kinder laut und strecken ihre Arme nach vorn in eine klassische Abwehrhaltung. Dann singen sie weiter, dieses Lied vom Nein-Sagen. Die Vorschulkinder gehen in die Kita „Fuchs & Elster“, sie ist eine von etwa 20 Einrichtungen, die einmal im Jahr ihren Sechsjährigen das Projekt anbietet. Fünf Mal pro Woche kommen dann Werner Fürle und Karola Kochinke für je eine Stunde in die Kita. Die beiden sind Kinder- und Jugendschützer des Erfurter Jugendamtes, wissen, wie wichtig es ist, die Kinder zu stärken.

Dass diese völlig unterschiedlich reagieren, zeigt ein Besuch in der Abschlussrunde des Projektes in der Kita „Fuchs & Elster“. Zwei, drei Kinder bekommen kaum Worte über die Lippen, selbst die Rufnummer der Polizei wird erst nach mehrmaligem Nachfragen genannt. Wie schwer fällt es also einem solchen Kind, laut Nein zu sagen?

Und genau darum geht es in dem Projekt. Den Kindern zu vermitteln, wie wichtig es ist, Nein zu sagen, wenn sie von Fremden angesprochen werden. Nein zu sagen, wenn ihnen jemand Süßigkeiten anbietet oder etwas Schönes verspricht. Das Präventionsprojekt „Ich darf NEIN sagen!“, das künftige Schulanfänger für Gefahrensituationen sensibilisieren will, wird vom Jugendamt der Landeshauptstadt bereits seit sechs Jahren angeboten. Es beinhaltet die nachhaltige, zielgerichtete und systematische Vermittlung von Lebenskompetenzen.

Gemeinsam mit den Jüngsten singen Karola Kochinke und Werner Fürle Lieder und lesen Geschichten vor, die die eindeutige Botschaft vermitteln, Fremden weder den eigenen Namen zu nennen, noch die Haustür zu öffnen, wenn die Eltern nicht da sind. „Dabei gehen wir auf die unterschiedlichen Gefahrensituationen ein und testeten interaktiv das Wissen der kleinen Zuhörenden“, sagt Karola Kochinke. In kleinen Rollenspielen werden Szenen nachgestellt, um das Verhalten, das Nein-Sagen zu üben. Auch die Eckpunkte einer Personenbeschreibung wurden spielerisch vermittelt. „Dazu bin ich gleich in der ersten Stunde einfach rausgegangen aus dem Raum, während meine Kollegin etwas erklärte. Dann fragte sie die Kinder, was ich denn angehabt hätte, ob ihnen irgendetwas besonderes an mir aufgefallen ist“, erklärt Werner Fürle. Und zeigt auf seine Bauchtasche. „Ein paar Kindern war diese Bauchtasche aufgefallen. Sie konnten diese und mich sehr detailliert beschreiben – was draußen in der Realität ja extrem wichtig ist, wenn die Kinder gegenüber ihren Eltern oder der Polizei Aussagen über ihnen Unbekannte machen.“ Dass Hilfe holen kein Petzen ist, auch darüber wird mit den Kindern gesprochen.

Aus ihrer praktischen Arbeit wissen die beiden Kinder- und Jugendschützer: Alle Eltern kennen die Ängste: Was ist, wenn mein Kind von einem Fremden angesprochen und entführt wird? „Jährlich wird für tausende Mütter und Väter in Deutschland dieser Alptraum leider wahr“, heißt es in einer Pressemitteilung des Jugendamtes. Umso wichtiger sei es, schon bei den Kleinsten gezielte Aufklärungsarbeit im Umgang mit Fremden zu leisten.

Der Wechsel aus Zuhören, Bewegung, Singen und praktischen Übungen, so beobachten es die beiden Jugendschützer, bereite den Kindern viel Freude. Am letzten Projekttag findet eine kleine Abschlussprüfung statt. „Dank der spannenden Aktionswoche sind die Kinder nun nicht mehr leichtgläubig und wissen, dass sie im Notfall auch ganz laut „NEIN!“ schreien können, um auf sich aufmerksam zu machen“, fasst Karola Kochinke zusammen.