Erfurt. Das Thüringer Eisenbahn-Unternehmen hat sich auf die Corona-Krise einstellt: Der Anbieter rechnet mit sinkenden Fahrgastzahlen, hat aber schon Notpläne vorbereitet.

Die Erfurter Bahn arbeitet intensiv an Plänen, um auch in der Corona-Krise den Fahrbetrieb aufrecht zu erhalten. Das Unternehmen habe in Absprache mit dem Land Thüringen bereits einen Notfallfahrplan erarbeitet, der im Fall des Falles greifen könne, sagt Geschäftsführer Michael Hecht.

Weiterhin alle Halte bedienen

Bereits in dieser Woche wird der Bahnanbieter, der einen Großteil des Ostthüringer Regionalverkehrs bestreitet, einzelne Züge in Tagesrandlagen durch Busse ersetzen. „Allerdings wissen wir nicht, wie lange uns das noch gelingt“, sagt Hecht. Wenn durch Personalausfall nicht mehr alle Zugfahrten stattfinden könnten, wolle der Anbieter keine Linien komplett einstellen, sondern den Takt ausdünnen. „Angedacht ist, zuerst einzelne Regional­express-Leistungen zu streichen. Die Regionalbahnen sollen fahren, damit alle Stationen weiterhin bedient werden“, erläutert Hecht.

Aktuell stehe zum Glück nur ein Mitarbeiter unter Quarantäne. Allerdings sei noch nicht einzuschätzen, wie sich die Schließung der Schulen und Kindergärten auf die Belegschaft auswirke. Die Erfurter Bahn und die Tochtergesellschaft Süd-Thüringen-Bahn beschäftigen 600 Mitarbeiter. Lokführer seien nach seinen Informationen nicht „als systemrelevant“ eingestuft worden, so dass sie keine Sonderrechte bei der Kinderbetreuung genießen. Zur Not würde die Erfurter Bahn Verwaltungskräfte mit Lokführerschein in den Fahrbetrieb bringen.

Betrieb in Leitstelle umorganisiert

Als neuralgischen Punkt bezeichnet Hecht die Leitstelle. Deshalb seien die Mitarbeiter gegenüber der Belegschaft abgeschottet worden. Auch solle es unter den Kollegen keine Schichtübergabe mit direktem Kontakt geben. „Wir prüfen, ob die Mitarbeiter in unterschiedlichen Räumen arbeiten können, um das Ausfallrisiko zu minimieren“, sagt Hecht. Notfalllaptops für die mobile Arbeit seien vorbereitet.

Bereits seit einigen Tagen werden die Züge täglich desinfiziert. Aussteigerkarten liegen in den Fahrzeugen parat: Falls eine potenziell infizierte Person mitfährt, startet ein vorgegebenes Prozedere. Die Bundespolizei entscheidet über den nächsten Halt, wo die Person in Empfang genommen wird. Zudem muss der Bahnanbieter die Daten aller anderen Fahrgäste erheben.

Hoffnung auf Unterstützung des Landes

Wirtschaftlich rechnet Hecht mit niedrigeren Einnahmen wegen ausbleibender Fahrgäste. „Wir hoffen auf einen Ausgleich durch den Freistaat und dass uns nicht noch Strafzahlungen für ausgefallene Züge auferlegt werden“, sagt der Geschäftsführer.