Luisenthal. Feuerwehren aus dem Landkreis Gotha proben den Ernstfall oberhalb von Luisenthal. Letzte Waldbrandübung liegt rund 20 Jahre zurück.

Zunächst züngeln nur ein paar kleine Flammen, doch schon binnen kurzer Zeit frisst sich ein beängstigendes Feuer durch den Fichtenbestand hoch oben am Streitberg. „Das ist das Schlimmste, was der Feuerwehr passieren kann“, sagt Norman Weidner vom Waldbrandteam, einem Verein mit Sitz in Göttingen, der sich der Wald- und Flächenbrandbekämpfung verschrieben hat.

Der Gräfenhainer ist mit der Materie bestens vertraut. „In einem Jungbestand nimmt der Brand rasant Fahrt auf. Da muss so rasch wie möglichgehandelt werden.“ Doch im Gegensatz zu einem Gebäudebrand in Stadt oder Dorf, können schnelle Einsatzzeiten hier nicht gehalten werden. Das zeigte am Freitag eine Waldbrandschutzübung im Forst hoch über Luisenthal.

Pünktlich 14 Uhr erreichte der Alarm zunächst die Freiwillige Feuerwehr von Luisenthal. Etwas mehr als eine Viertelstunde später traf das erste Löschfahrzeug am Brandherd ein. Sofort war klar, mit den rund 2000 Liter Wasser an Bord, kann hier gar nichts bewirkt werden. Weitere Feuerwehren müssen ran, um das Flammenmeer unter Kontrolle zu bringen.

Deren Koordination wird die Leitstelle übernehmen, die in Windeseile unweit der Einsatzstelle etabliert wird. Am Ende rasen nach der zweiten Alarmierung Feuerwehren aus Ohrdruf, Tambach-Dietharz, Georgenthal, Herrenhof, Hohenkirchen und Crawinkel zum Einsatz. Doch auch das, so will es das Szenario, reicht nicht aus, die Flammen einzudämmen. So werden dann auch noch die Einsatzabteilungen aus Neudietendorf, Warza, Waltershausen und Gotha-Siebleben auf den Streitberg beordert. Später wird sogar noch der Katastrophenschutz nachalarmiert.

Patrick Keil, Kreisbrandinspektor, erwartet keine perfekte Übung. Das hieße, am Ziel vorbeigeschossen zu haben, sagt er. Für ihn steht Erkenntnisgewinn an oberster Stelle. „Nach zwei sehr trockenen Jahren sind wir bislang von Brandkatastrophen im Wald verschont geblieben. Dass es immer so sein wird, steht nicht zu erwarten. Deshalb wollen wir sehen, wie gerüstet sind unsere Wehren für solch ein Ereignis.“

Das interessierte auch Steffen Herrmann, den stellvertretenden Leiter des Forstamtes Finsterbergen. Als solcher ist er für Waldbrandschutz zuständig. Die letzte Übung dieser Art liegt knapp zwei Jahrzehnte zurück. „Eine neue war sozusagen überfällig. Schon vor Jahresfrist haben wir uns damit beschäftigt.“ Herrmann hat die Stelle für den vermeintlichen Brandherd ein paar hundert Meter über der Luisenthaler Biathlonarena ausgesucht.

„Schon ein sehr anspruchsvolles Gelände“, befindet Weidner. Besonders, was die Bereitstellung von Löschwasser betrifft. Es gibt nur eine Zufahrt. Die nächste Möglichkeit, Löschwasser aufzunehmen, ist weit entfernt. Im Ernstfall würde die Leitstelle den nächsten Hydranten dafür frei geben. Doch um den Freitagnachmittag-Verkehr auf der B 247 so wenig wie möglich zu belasten, wird für die Übung der Hydrant am Fuß der Staumauer der Ohratalsperre genutzt. Die Leitstelle organisiert einen Pendelverkehr, damit sich bergan- und bergabfahrende Löschzüge nicht ins Gehege kommen. An neuralgischen Punkten stehen Lotsen, die das überwachen.

Die Wehren, die noch nicht gebraucht werden, stehen am Sammelpunkt Bahnhof Luisenthal und warten auf ihren Einsatz. Das Wichtigste, nämlich das stete Bereitstellen des Löschwassers, funktioniert. So kommt es am Ende der Übung, an der sich über 100 Einsatzkräfte und mehr als 20 Fahrzeuge beteiligten, zu einem ersten positiven Fazit. Die Feuerwehrleute sind mit den Bedingungen im Wald zurechtgekommen, auch dank des Wegesystems, das hier in den Jahren entstanden ist.