Gotha. Jörg Kellner (CDU) gewinnt genau wie Birger Gröning (AfD) knapp. Matthias Hey holt das einzige Direktmandat für die SPD in Thüringen

Birger Gröning (AfD) im Wahlkreis 14 (Gotha I), Matthias Hey (SPD) im Wahlkreis 15 (Gotha II) und Jörg Kellner (CDU) im Wahlkreis 16 (Sömmerda I/Gotha III) sind die Gewinner der Direktmandate bei der Landtagswahl vom Sonntag.

Dabei war Hey der klare Sieger im Wahlkreis mit der Stadt Gotha und der Gemeinde Hörsel. Dort holte er 38,2 Prozent. Hey wurde im Tivoli von zahlreichen SPD-Mitgliedern mit minutenlangem Beifall empfangen. Schließlich hat er das einzige Direktmandat für die SPD in Thüringen gewonnen, und das deutlich. „Es ist ein schönes Ergebnis für mich, aber ein bitterer Tag für die SPD in Thüringen“, schilderte er das Wechselbad der Gefühle dieses Abends.

Hey dankte allen Helfern im Wahlkampf, der, das bedauerte er, im Vergleich zu den beiden vorherigen Landtagswahlen von den politischen Gegnern diesmal nicht immer fair geführt worden sei. „Aber mein gutes Ergebnis ist unser gutes Ergebnis. Gotha bleibt Rot“, sagte er zu seinen Mitstreitern im Tivoli.

Zu den Unterlegenen gehörte auch Felix Kalbe (Bündnis 90/Die Grünen). Der konnte sich „die Diskrepanz zwischen dem Ergebnis bei den Kommunalwahlen im Mai und nun der Landtagswahl“ nicht erklären. Er hätte sich mehr erhofft als die 3,8 Prozent. „Aber Matthias Hey ist ein starker Kandidat, das muss man anerkennen.“

Bei Zweitstimme liegt Die Linke dreimal vorn

Das sah auch Bernd Fundheller (Die Linke) so. Er holte selbst 17,4 Prozent bei der Erststimme. „Matthis Hey ist ein guter Politiker, und er macht gute Arbeit.“ Deshalb könne man ihm zu dem Erfolg gratulieren. „Und ich kann es angesichts des so guten Ergebnisses für meine Partei mit mehr als 30 Prozent verschmerzen, dass es mit dem Direktmandat nicht geklappt hat“, sagte Fundheller.

Bei den Zweitstimmen liegt die Partei Die Linke auch in den drei Wahlkreisen, die den Landkreis Gotha betreffen, vorn. „Wir haben uns kontinuierlich immer gesteigert und freuen uns, dass wir so stabil sind“, sagte Alexander Krug, Linke-Vorsitzender im Kreis Gotha.

Im Südkreis sowie im Nordostkreis gab es bei den Erststimmen jeweils ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den CDU- und den AfD-Kandidaten. Im Wahlkreis 14 unterlag Hans-Georg Creutzburg (CDU) knapp um 110 Stimmen, im Wahlkreis 16 Stefan Schröder (AfD) mit 241 Stimmen weniger.

„So spannend war es noch nie, das war wie ein Thriller“, sagte Jörg Kellner. Ich bin nicht nur froh, dass ich das Direktmandat gewonnen und somit verteidigt habe, sondern vor allem, dass der Wahlkreis nicht an die AfD gegangen ist. Wobei ich es ärgerlich finde, dass es so knapp war, obwohl ich in den vergangenen fünf Jahren viel geleistet habe.“

Kellner gelang sein Erfolg bei einer überdurchschnittlich hohen Wahlbeteiligung (68,8 Prozent), und er schnitt mit 27 Prozent damit persönlich deutlich besser ab als seine Partei (22,4 Prozent).

Anfangs sah es im Auszählungsverlauf gar nach einem Durchmarsch von Stefan Schröder (AfD) aus. Nach 30 von 72 Wahlbezirken hatte Jörg Kellner, er hatte das Mandat für diesen Wahlkreis schon 2009 und 2014 gewonnen, aufgeschlossen und war dann im Bereich von 27 Prozent minimal vorbei gezogen.

Es blieb eng. Später rückte auch Johanna Scheringer-Wright (Linke, 25,1 Prozent) näher heran. Anders als anderswo im Freistaat kann das im ländlich-homogenen Wahlkreis nicht an später eintreffenden, eher städtischen Voten gelegen haben. Das Trio trennten nach 60 ausgezählten Wahlbezirken nur zwei Prozentpunkte. Am Ende – Tonna ließ ganz lange auf seine Ergebnisse warten – war es zwischen Kellner und Schröder nur noch einer.

Als CDU-Kreisvorsitzender sei das Ergebnis seiner Partei für ihn jedoch „ernüchternd“, sagte Kellner. Man habe sich mehr erhofft, „schließlich haben wir einen richtig guten Wahlkampf gemacht, und die Stimmung war positiv.“ Aber die Überlagerung mit der Bundespolitik sei spürbar gewesen.

Birger Gröning aus Gotha feierte den Gewinn des Direktmandats im südlichen Landkreis in der „Linde“ in Schwarzhausen. „Ich bin völlig baff“, sagte er am Telefon. „Ohne die Zusammenarbeit mit meinen Wahlhelfern und Unterstützern wäre dieses Ergebnis nicht möglich gewesen.“ Dass er so stark abgeschnitten hat, führte Gröning zurück „auf die Probleme, die die Menschen im ländlichen Raum in Thüringen haben. Die haben mich stark gemacht. Und ich werde mich dafür einsetzen, sie zu lösen, vor allem die Infrastruktur mit dem öffentlichen Personennahverkehr zu verbessern“, versicherte der AfD-Politiker. Der knapp unterlegene Hans-Georg Creutzburg (CDU) war gestern Abend nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Georg Maier (SPD), Thüringens Innenminister, hatte sich in diesem Wahlkreis ebenfalls um ein Direktmandat beworben. Er erreichte 21,2 Prozent. „Es hat leider nicht ganz für das Direktmandat gereicht. Ich bin trotzdem stolz auf das Ergebnis vor dem Hintergrund, dass die Landespartei bei um die acht Prozent gelandet ist“, sagte Maier am Abend im Tivoli in Gotha.