Gotha. In der Goldbacher Siedlung in Gotha herrscht ein Jahr nach Bekanntwerden des Kiesabbaus Einvernehmen zwischen Anwohnern und Abbaubetrieb.

Am Rande der Goldbacher Siedlung blüht ein Meer von Sonnenblumen. Entlang des Behringer Weges bedeckt ein breiter Blühstreifen das Feld. Bei genauerem Hinsehen lassen sich in etwa 40 Metern Entfernung vom Wegrand Erdaufhäufungen erkennen. Sie verdecken eine dahinter liegende Kies- und Sandgrube.

Vor einem Jahr hatten Anwohner befürchtet, dass der Tagebau bis an die Straße, bis unmittelbar an die Grundstücke heranrückt. Die Siedler beklagten, dass sie im Vorfeld der Erweiterung des Kiesabbaus darüber nicht informiert worden waren (wir berichteten am 1. und 4. August 2018).

Die erwarteten Beeinträchtigungen sind nicht eingetreten. Nach Bürgerprotesten, Eingaben, Einschalten des Petitionsausschusses und Einwohnerversammlung haben sich die Wogen geglättet.

Abstandsfläche auf 40 Meter erweitert

Ein Jahr, nachdem die Eröffnung des Kiesabbaus bekannt geworden war, herrscht Einvernehmen und gutes Miteinander zwischen Siedlern und Jörg Kieser, Geschäftsführer der Kieser GmbH. Anwohner um Monika Deckert und Axel Friedemann haben nun Jörg Kieser sowie Landrat Onno Eckert und den Landtagsabgeordneten Matthias Hey (beide SPD) zum Vor-Ort-Termin eingeladen, um sich zu bedanken. Durch die Moderation der beiden Politiker sei ein Kompromiss gefunden worden, der sowohl Anwohnern als auch Abbaufirma nütze und im beiderseitigen Einvernehmen sehr gut funktioniere, stellt Hey fest. Er verweist auf das Entgegenkommen von Jörg Kieser. Der habe freiwillig die ursprünglich bewilligte Abstandsfläche von 25 Metern auf 40 Meter erweitert. Zusätzlich habe er einen Wall und Blühstreifen als Pufferzone anlegen lassen. Eigentlich wäre der Betrieb dazu gar nicht verpflichtet gewesen.

Die Firma Kieser hatte 2013 das 3,93 Hektar große Areal aus der Insolvenzmasse der Gothaer Meliorations- und Tiefbau GmbH (GMT) erworben. Bis 2010 hatte die GMT den Abbau auf dem Gelände betrieben. Mit dem Erwerb waren die 1993 erteilte Bewilligung und der damalige Hauptbetriebsplan auf die Firma Kieser übertragen worden. Der Hauptbetriebsplan ist bis zum 11. Januar 2028 gültig.

Der Abbau richte sich nach dem Bedarf und soll bis maximal fünf Meter Tiefe erfolgen. Das Material (etwa 100.000 Tonnen) werde ohne Aufbereitung direkt auf die Baustellen gefahren. Jörg Kieser geht davon aus, dass in der Grube am Rande der Goldbacher Siedlung voraussichtlich noch zwei Jahre Kies abgebaut wird. Dann soll sie wieder verfüllt werden. Bis dahin bleibe auch der Blühstreifen bestehen. Es sei für alle Beteiligen eine Lösung gefunden worden, den Abbau so erträglich wie möglich zu gestalteten, sagt Kieser. Er habe den Anwohnern auch erklärt, dass sie bei Problemen und Unstimmigkeiten wegen des Abbaus ihn sofort und direkt ansprechen können.

Landrat Eckert erinnert sich an eine Konstellation „unauflösbarer Gegensätze“, wenn er an die Diskussion vor einem Jahr und die Rechtsposition denkt. Er spricht von einer Lösung, mit der jetzt alle Beteiligten leben könnten.

Für Axel Friedemann, Sprecher der Anwohner, ist das Übereinkommen ein Beispiel dafür, was erreicht werden könne, wenn Konfliktparteien aufeinander zugehen. Monika Deckert merkt an: Kieser habe alles gehalten, was er versprochen habe.