Pfarrer Wigbert Scholle schreibt über das Fest Mariä Lichtmess, oder auch „Darstellung des Herrn“.

Am 2. Februar, also nächste Woche Donnerstag, feiern wir in der katholischen Kirche das Fest „Darstellung des Herrn“, auch Mariä Lichtmess genannt. Ein Name, der sich heute nicht mehr von selbst erklärt. Um was geht es?

Im Palästina der Zeitenwende war es Brauch und Vorschrift, dass jüdische Eltern, vierzig Tage nach der Geburt eines Kindes, insofern es ein Junge war, ihr Kind nach Jerusalem brachten, um es im Tempel Gott zu weihen. Damit bekannten die Eltern: Dieses Kind gehört nicht uns. Es gehört Gott. Von ihm haben wir es als Geschenk erhalten. Und irgendwann, wenn es älter geworden ist, werden wir es wieder hergeben müssen, damit es sein eigenes Leben führen kann. So haben es alle jüdischen Eltern gehalten. So praktizieren es auch Josef und Maria und weisen sich damit als fromme Juden aus.

Neben diesem damals alltäglichen Brauch, erzählt der Evangelist Lukas von zwei Menschen. Da ist zuerst der greise Simeon. Er hat sein ganzes Leben lang auf diese Begegnung mit dem Messias gewartet. Nun wird ihm diese Begegnung geschenkt. Sein Lebenstraum geht nach langem Warten in Erfüllung. Er sieht in dem Kind das Licht und das Heil für alle Menschen.

Und als zweites ist da die Prophetin Hanna. Sieben kurze Jahre nur durfte sie als junge Frau das Glück der Ehe erfahren. Dann musste sie jahrzehntelang das Los einer Witwe tragen, vor allem die Not, ohne Kinder und damit ohne gesicherte Altersversorgung zu leben. Eine staatliche Altersversorgung gab es damals nicht. Dennoch verbittert sie nicht und ist nicht vom Leben enttäuscht. Sie hofft und vertraut: Bei Gott gehöre ich nicht zum alten Eisen. Er hat mich nicht abgeschrieben. Er kommt sogar zu mir und lässt mich mit eigenen Augen den Messias schauen.

Simeon und Hanna haben ein Leben lang auf diesen Augenblick gewartet. Und jetzt, wo sie das Kind sehen, preisen sie Gott für das in Jesus Christus gekommene Heil. Und damit sagen uns die beiden sympathischen Alten, Simeon und Hanna: Es lohnt sich, ein Leben lang auf die letzte und endgültige Begegnung mit Gott zu warten und sich einzuüben.

Wigbert Scholle ist Pfarrer in der katholischen Pfarrgemeinde St. Bonifatius in Gotha