Gotha. Das Festival riss Tausende im Westen mit, blieb in der DDR aber fast unbemerkt. Dennoch prägte der Sommer ’69 Musiker aus dem Kreis Gotha.

Ein legendäres Festival sorgte vor 50 Jahren für Furore: vom 15. bis 18. August 1969 fand es im US-amerikanischen Bethel statt – Drei mystische Tage, die eine Generation prägen sollte. Es war die Zeit des Aufbruchs der Jugend in der westlichen Welt, von der die Jugend der DDR nur träumen konnte. Und alles hatte ganz viel mit Musik zu tun, mit Typen wie Bob Dylan oder den Beatles und den Stones, die jedoch nicht in Woodstock waren.

Schon einige Jahre zuvor hatte der Siegeszug der jungen Männer mit elektrischen Gitarren begonnen und die bürgerliche Musiktradition der Nachkriegsjahre in Frage gestellt. Mit der dann folgenden Flower-Power-Zeit, trugen die Hippies Kaliforniens ihre Lebensart in die Welt.

Es war noch die Zeit, als Rudi Kessler die Gothaer Stadthalle leitete, Gottfried Heberer aus Schnepfenthal, genannt „Sackheber“, die jungen Männer mit Pfeffer-und-Salz-Schlaghosen versorgte, Waldemar Ziegfeld Chef des Kreiskulturkabinetts war und Fred Brühl mit seinem Orchester allabendlich im Mohren aufspielte.

Woodstock kam damals bei den Jugendlichen des Gothaer Landes nicht vor. Willi Woigk, Frontmann der Band The Polars, die schon seit 1962 existiert, ist Zeitzeuge: „Als Woodstock stattfand, war ich gerade dabei, die Reiner Fritzlar Combo zu gründen, weil auch die Nachfolgeband der Polars, die Wostoks, verboten worden war“, erzählt Woigk. Er habe genug damit zu tun gehabt, die Behörden zu überlisten, um wieder Musik machen zu können. „Was da im Westen lief, war für uns nicht so wichtig. Verschiedene Bands, die in Woodstock dabei waren, kannten wir natürlich, wie beispielsweise Jimi Hendrix, Janis Joplin, die Doors, CCR, Joe Cocker und Jefferson Airplane. Aber von dem Festival war uns nichts bekannt.“, schildert Willi Woigk. Erst viel später hätten er und seine Freunde davon erfahren.

Auch im Westfernsehen hatte man davon nichts gesehen. „So richtig hat sich hier auch Niemand dafür interessiert, was dort für Festivals stattfanden, weil wir ja sowieso nicht hin konnten. Ich glaube, das war auch so eine Art Selbstschutz, um sich nicht darüber ärgern zu müssen, was man alles verpasst.“ Willi Woigk ärgerte sich bereits in den 1960er Jahren genug, weder die Beatles noch die Stones und all die anderen Beatgruppen live erleben zu können. „Wie gern wäre ich mal im Hamburger Star-Club oder in Liverpool gewesen.“

Peter Sander, in den Sechzigern Sänger der Band Swingtett 58, ging es ähnlich. „Woodstock ist an uns vorbei gegangen, erst viel später haben wir davon und von dessen Bedeutung erfahren. In jenem Jahr habe ich geheiratet und bin Vater geworden.“ Musikalisch sei er damals selbst gut unterwegs gewesen. Im Sommer 1969 tourte das Swingtett 58 an der Ostsee.