Ilmenau. 80 Menschen ehrten die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft auf dem Ilmenauer Friedhof. Verständigung, Versöhnung und Kooperation wurde gefordert.

Am sonntäglichen Volkstrauertag versammelten sich an der Gedenkstätte für die Opfer von Kriegen und Gewaltherrschaft auf dem Ilmenauer städtischen Friedhof Vertreter der demokratischen Öffentlichkeit, Angehörige von Bundeswehr, Polizei und Feuerwehr und Bürger zum Totengedenken. Oberbürgermeister Daniel Schultheiß (parteilos) begrüßte die etwa 80 Anwesenden und würdigte ihr Kommen als Ausdruck des Respekts für all die Opfer, die in Kriegen, im Widerstand gegen Gewaltherrschaft oder bei ihrer Pflichterfüllung als Soldaten der Bundeswehr ihr Leben verloren.

Schultheiß dankte namentlich den Vertretern der Abordnungen von Bundeswehr, Polizei, Reservisten, Feuerwehr und hiesigen Vereinen, denen die Totenehrung am Volkstrauertag mehr als nur die Erfüllung einer Ehrenpflicht bedeute. Bürgermeisterin Beate Misch (CDU) hielt die Gedenkrede. „Wir gedenken der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft, der Opfer von Flucht und Vertreibung. Wir gedenken der Menschen, die im Zusammenhang mit den beiden Weltkriegen des letzten Jahrhunderts getötet wurden, aber auch derer, die Opfer kriegerischer Auseinandersetzungen nach 1945 wurden. Wir gedenken derer, die mit ihrem Einsatz für Demokratie und Meinungsfreiheit ihr Leben riskierten. Gerade heute, wo rechte Kräfte die dunklen Seiten der deutschen Geschichte nur allzu gerne relativieren wollen, ist es wichtig, sich zu erinnern“, begann sie ihre an persönliche Familienerinnerungen anknüpfende Rede.

Als Vertreterin der jüngeren Generation, deren Großvater nicht als Kriegsheld, sondern als einberufener Wehrmachtssoldat beim Marsch auf Paris sein Leben mit nur 21 Jahren verlor, forderte sie zur kritischen Betrachtung der Geschichte auf. „Das Eingeständnis der eigenen Schuld und Verantwortung, individuell und als deutsche Nation, war ein langer und schmerzhafter Prozess. Dass wir inzwischen in der Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit, die wahrlich kein Vogelschiss in der deutschen Geschichte ist, so weit gekommen sind, ist eben gerade keine Schande, sondern etwas, worauf wir stolz sein können“, sagte Misch. „Nur Verständigung, Versöhnung und Kooperation schaffen dauerhaften Frieden.“ Nach dem Totengedenken erfolgte das Ablegen von Kränzen und Blumengebinden.