Döringsdorf. Der bisherige Guardian übernimmt mit 76 noch eine neue Aufgabe in Frankfurt am Main und blickt auf sein sechsjähriges Wirken auf dem Berg zurück, der zwei neue Brüder bekommt.

Am morgigen Sonntag wird Bruder Rudolf Dingenotto nach nunmehr sechs Jahren als Guardian auf dem Hülfensberg um 10 Uhr im Gottesdienst verabschiedet. Anschließend sind alle zu einem Imbiss eingeladen.

Bruder Rudolf kam im September 2013 vom Franziskanerkloster Berlin Pankow als neuer Leiter der Franziskanergemeinschaft auf den Hülfensberg. Durch frühere Besuche in der DDR kannte er ein wenig das Eichsfeld. In Berlin war er als Klinikseelsorger immer hinaus zu den Menschen gegangen. Auf dem Hülfensberg empfing er die vielen Einzelpilger, Wallfahrtsgruppen und Mitlebegäste. Anfangs war das eine Umstellung, doch bald hatte er sich in seine neuen Aufgaben gut hineingearbeitet.

Gespräche und Seelsorge an diesem besonderen Ort bereiteten ihm viel Freude. Im Rückblick schätze er auch die Vielfältigkeit seiner Tätigkeiten. Neben der seelsorglichen Begleitung von Menschen arbeitete er aber auch gern im Garten und hielt mit den anderen Brüdern und Mitlebegästen die Wallfahrtsstätte in Ordnung. Er fuhr aber auch zu vielen Aushilfen auf die Dörfer, hielt Kirmespredigten und Vorträge. Weil der Wallfahrtsort ein Christuswallfahrtsort ist, ergaben sich daraus wiederum gute ökumenische Kontakte – der Bischof berief ihn deshalb in den Ökumenerat.

In seiner Freizeit liebte er Wanderungen und Radtouren – und Geocaching im schönen Eichsfeld und im Werratal. Er schätzte die schmucken Dörfer und Burgen, die gepflegten Wegkreuze und Kapellen und vielen Wallfahrtsorte. Bei seinen Touren durch das Eichsfeld schmeckte ihm dann auch die Stracke. Aus einer Handwerkerfamilie kommend, arbeitete er gern mit Handwerkern zusammen. So fallen auch in seine Amtszeit viele Neuerungen auf dem Hülfensberg. Zusammen mit dem Förderkreis und dem Bistum Erfurt begleitete er viele Baumaßnahmen. Das größte Projekt war die Sanierung der alten Schuppen mit einer gleichzeitigen Erneuerung der Löschtanks. Dem Förderkreis und Spendern ist er auch sehr dankbar, dass viele kleine Verbesserungen erreicht werden konnten. So genießen die Pilger heute besonders die neuen Liegebänke auf dem Berg.

Zusammenarbeit mit dem Kapuzinerorden

Rückblickend ist er dankbar für die Zeit. Sorge macht ihm der Rückzug der jungen Familien und Jugendlichen aus dem kirchlichen Leben. Die Säkularisierung, die er von Berlin gut kannte, greift seines Erachtens jetzt auch auf die ländlichen, traditionell katholischen Gebiete über. Sein Wunsch ist es, dass der Gehülfe diese Entwicklung wieder in eine andere Richtung lenkt.

Am kommenden Donnerstag ist Bruder Rudolfs Umzugstag. Auch mit 76 Jahren ist er noch an Neuem interessiert und wagt noch einmal einen neuen Aufbruch: In der Liebfrauenkirche der Kapuziner in der Frankfurter Innenstadt wird er als Franziskaner in der City-Pastoral die nächsten Jahre mitwirken. Mit ihm fängt eine neue Zusammenarbeit mit den Kapuzinern an, denn in Deutschland sind beide franziskanischen Ordenszweige, die sich im Mittelalter mal getrennt hatten, wieder bereit, zusammenzuwachsen.

Einerseits freut er sich auf die neuen Herausforderungen, andererseits gibt es auch Trauer um manche Freundschaften, die in den vergangenen sechs Jahren gewachsen sind.

Alle drei Jahre treffen sich die Franziskaner Deutschlands, um ihre Zukunft zu beraten. Bei dieser Zusammenkunft wurde beschlossen, aus Personalmangel mehrere Häuser zu schließen, doch der Hülfensberg soll erhalten bleiben. Auf dem Hülfensberg selbst wird es Veränderungen geben. Für Bruder Rudolf als Hausoberer kommt nun Bruder Othmar Brüggemann aus Fulda. Für den vor sieben Wochen verstorbenen Bruder Jordan Tentrup kommt Bruder René Peter Walke, der bisher als Vikar in Dortmund wirkte.

Zunächst war angedacht, einen weiteren Bruder als Küster und Gärtner zu gewinnen, aber der personelle Engpass ließ dies dann am Ende doch nicht zu, was von den jetzigen Brüdern sehr bedauert wurde.

Die Franziskaner vom Hülfensberg wollen Bruder Rudolf am morgigen Sonntag um 10 Uhr mit dem Gottesdienst einen würdigen Abschied bereiten, wozu die Franziskaner alle Interessierten herzlich einladen. Im Anschluss an den Gottesdienst wird ein Imbiss gereicht – und da hat man dann auch die Möglichkeit, sich persönlich von Bruder Rudolf zu verabschieden. Die beiden neuen Brüder werden am Sonntag, 29. September, auch um 10 Uhr, mit einem Gottesdienst eingeführt.

Der Autor Bruder Johannes Küpper (OFM) gehört ebenfalls dem Franziskanerorden an und wirkt auf dem Hülfensberg im Eichsfeld