Ellrich. Ellrich erlebte diesen Samstag den letzten von fünf Finalwettkämpfen auf dem Markt – ein Tag voller Spannung und Spaß dank eines zwölfköpfigen Teams aus der Einheitsgemeinde. Das gab an den fünf Stationen wirklich alles.

Welch Kraft muss in dem Mann stecken: Als würden ihn keine 80 Kilo an einem um den Bauch gebundenen Gummiseil nach hinten ziehen, als liefe er auf festem Boden statt auf einem Luftkissen, sprintet Andreas Bodenlos nach vorn. Neun Meter weit – länger ist die Wettkampfbahn beim „Bungee Run“ nicht.

Andreas Bodenlos beim Bungee-Run
Andreas Bodenlos beim Bungee-Run © Marco Kneise

Jubel brandet dem Mann entgegen, begeistertes Klatschen: Mehr hätte Andreas Bodenlos für sein Ellricher Team bei den Thüringer Ortsmeisterschaften nicht geben können. Am Samstag ist der Markt von Thüringens nördlichster Stadt Austragungsort des letzten von fünf Finalwettkämpfen. Molbitz, ein Dorf im Saale-Orla-Kreis, hat mit 400 Punkten den Maßstab gesetzt.

Der Bungee-Run ist eine von fünf Stationen. „Du musst von ganz hinten gleich richtig anlaufen und nicht erst, wenn das Gummiseil dich nach hinten zieht. Und du musst den Kopf ausstellen“, erklärt Andreas Bodenlos nach seinem grandiosen Sprint. Auch Julian Etzrodt, Anna Kuchenbuch und ihr Sohn Till, Claudia Kuhn sowie Friedrich Wenzel sammeln Punkte – in Summe 84,5 von möglichen 108.

Beim Bullenreiten fahren die Ellricher 114 von 140 ein – auch dank geschickter Aufstellung: Oliver Schulz und Benjamin Mahler – Neunt- und Zehntklässler – gelten noch als Kinder, die sich mit beiden Händen festhalten können, wenn der Bulle tobt. Erwachsene wie Norman Weiß, Oliver Schulz und Anna Steinmetz dürfen nur eine Hand nutzen. Und gerade der Tempo- und Richtungswechsel lässt einen schnell im Sattel in eine Position rutschen, aus der es kein Zurück mehr gibt.

Am heißen Draht versuchte sich Sebastian.
Am heißen Draht versuchte sich Sebastian. © Marco Kneise

Nicht Kondition, Kraft und Körperspannung, sondern Konzentration wird Ingmar Flohr selbst abverlangt: Auf einem Fließband ziehen 20 Gegenstände an seinen Augen vorüber. Danach bleiben 120 Sekunden Zeit, so viele wie möglich davon aufzuzählen. Die Hälfte schafft er – macht 50 von 100 Punkten. 60 von 100 möglichen bringt Ellrichs Stadtchef Henry Pasenow beim Wissensquiz ein, auch wenn ihm – zu seinem Bedauern – keine Fragen aus dem Verwaltungsrecht gestellt werden.

Schließlich jene Station, die die Molbitzer als schwierigste einstufen: der „heiße Draht“. Eine Edelstahlkonstruktion mit mehr als 20 Biegungen, die mit einem Stab „abgewandert“ werden müssen, möglichst ohne Berührungen. Ellrich setzt auf Sebastian, der sich an einer selbstgebauten Konstruktion schon bewährte. Am Samstag bekommt er 35 von 100 Punkten.

Die Ellricher um Team-Leiter Ingmar Flohr erkämpften 343,5 Punkte und erzielten damit den 4. Platz.
Die Ellricher um Team-Leiter Ingmar Flohr erkämpften 343,5 Punkte und erzielten damit den 4. Platz. © Marco Kneise

Letztlich reicht es für Ellrich zu Platz 4 angesichts von 343,5 Punkten. Knapp davor platzieren sich Sprötau (346) und Hermsdorf (347). Bernterode belegt mit 318 Punkten Platz 5. Für die Teams aller fünf Finalorte gibt’s am Samstag Pokale, dazu ein Preisgeld. Die 1000 Euro, erklärt Flohr, seien ein gutes Startkapital für den Kauf eines Kinderkarussells.

Den Pokal des Viertplatzierten in der Hand, lässt er sich stellvertretend für sein Team feiern. So unzufrieden er vorhin mit seiner Leistung war, so glücklich ist er nun: „Ich bin unheimlich stolz auf die Menschen hier. Danke!“, ruft er der Menschentraube entgegen. Die Stimmung ist noch ausgelassener als beim Stadtfest. Und das zählt – mehr noch als alle Wettkampfpunkte.