Leipzig. Wacker Nordhausen verliert ein torreiches Regionalliga-Spitzenspiel beim 1. FC Lok Leipzig mit 3:4. Traumschuss von Kores, Eigentor von Pluntke.

Fußballstimmung in Leipzig wie anno dunnemals. In der Prager Straße stehen die Fans vor den Kneipen und in den Hauseingängen und glühen vor in der Abendsonne nach einem Regentag. Ur-Köstritzer Bier in Glasflaschen – klar, halbe Liter. Vor den Kassenhäuschen kann man die leeren Pullen in aufgehängten Einkaufstüten einer Supermarktkette entsorgen. Im „Bruno“ dröhnt derweil Rainald Grebes „Thüringen“ – ein skurriler Gruß an die Gäste. Die alte Holztribüne mit Teppichboden füllt sich. Dann jubilieren die Fan-Fanfaren aus den 1980er-Jahren. Es klingt stramm nach DDR-Oberliga. Dorthin hat es Wacker Nordhausen – damals Motor West – nie geschafft. Rund 100 blau-weiße Anhänger stehen im Gästeblock mit der größten Fahne, die Heiko Rüdrich schwenkt.

Dann geht‘s los. Wacker-Trainer Heiko Scholz hat wieder die Innenverteidiger gewechselt. Diesmal spielt das Duo Esdorf/Pluntke. Aufgewärmt sind Fans und Spieler ja schon. Und ab geht die Luzi, dass den Nordhäusern Hören und Sehen vergeht. Ziane scheitert gegen Torwart Glinker aus Nahdistanz (2.). Dann verpasst Steinborn die Führung knapp, als er den Ball am Tor vorbei schiebt (10.).

Wacker antwortet immer wieder – ohne aber gefährlich zu werden. Immer wieder kommt die Gefahr über die Flügel, wo Göbel und Stauffer oft allein gegen zwei Leipziger agieren müssen. Und in der Mitte ist zu viel Platz für Ziane und Steinborn. Nach dem wilden Hin und Her beruhigen sich beide Mannschaften. Doch nur zum Schein. Plötzlich ist Steinborn wieder frei. Der abgefälschte Heber segelt ins Tor – 1:0. Lok spielt die Melodie der Olsenbande und die meisten der 3549 Fans feiern. Wacker Nordhausen hat noch keine Torchance, Leipzig wieder eine gute durch Ziane, der inzwischen Turban trägt (36.). Doch dann kommt der Standard und der Ausgleich.

Pichinot köpft im Gewühl einen Flankenball ins Tor. Er ist Wackers Torjäger – sein achtes Saisontor. Aufatmen. Mit einem 1:1-Remis geht es in die Pause.

Wacker schwört sich am Mittelkreis ein. Doch Lok ist wieder wacker. Soyak sorgt für Stimmung, als er mit einem Schlenzer aus 18 Metern zum 2:1 einschießt (49.). Kann Wacker noch einmal zurückschlagen?

Und wie: Kores feuert wie gegen Rot-Weiß einen Traumschuss ab, der im Winkel einschlägt. Wieder der Ausgleich (56.). Der Tscheche zieht Lok erstmal den Stecker. Bis zur 75. Minute, dann hat Pluntke Pech – ein Eigentor (77.) zum 3:2. Dann das 4:2 durch Wolf (83.). Die Entscheidung? Nein. 4:3 durch Stauffer (85.). Nordhausen kämpft wie verrückt. Was für ein Spiel! Doch dann ist Schluss – und Lok ist Spitzenreiter.