Pößneck. Verbandsräte befürchteten Mehrkosten für die Bürger, Ratten und eine zusätzliche Quelle für Mikroplastik in den Blutgefäßen.

In den Kreisen Saale-Orla und Saalfeld-Rudolstadt wird die Biotonne nicht eingeführt. Das ist zumindest der Wille der neuen Verbandsversammlung des Zweckverbandes Abfallwirtschaft Saale-Orla.

In der jüngsten Sitzung des Gremiums am Montag in Pößneck wurde die Biotonne fast einstimmig abgelehnt. Nur Sebastian Heuchel von den Grünen im Saalfelder Kreistag wollte sich da nicht festlegen – er hob beim Aufruf der Enthaltungen die Hand.

In der Verbandsversammlungsdiskussion hatte sich Heuchel gefragt, ob die Biotonne nicht wenigstens für die Städte günstig sei. Gerade da nicht, antwortete Heiko Schmidt, stellvertretender Geschäftsleiter des Zweckverbandes. Denn mit der „höheren Anonymität“ der Bioabfallverursacher, die für die Städte angenommen wird, steige auch die Zahl der „Fehleinwürfe“ in die Biotonne. Diese öffne dem Kunststoff im Kompost Tür und Tor. Dabei werden mit dem Naturdünger etwa durch die Bodenschutzverordnung immer höhere Ansprüche verbunden.

Mikroplastik sei der klassische thromboseverursachende Fremdkörper in den menschlichen Blutgefäßen, stellte Werner Thomas (CDU, Saalfeld-Rudolstadt) dar. Wolfgang Kleindienst (Birso/UBV, Saale-Orla) sah sich an die Speckitonne aus DDR-Zeiten erinnert und brachte die Biotonne mit Ratten in Verbindung.

Für die ländlich geprägten Kreise Saale-Orla und Saalfeld-Rudolstadt mit einer „sehr hohen Eigenkompostierungsquote“ der Verbraucher lohne sich die Biotonne nicht, führte Schmidt wiederholt aus. Mehreren Gutachten zufolge sei sie auch nicht notwendig. Die braune Tonne würde nur zusätzliche Kosten in Millionenhöhe bei fragwürdigem ökologischen Nutzen verursachen.

Der Zweckverband sei gesetzlich nicht verpflichtet, die Biotonne einzuführen, so Schmidt weiter. Dennoch habe es seitens des Landesverwaltungs- beziehungsweise Umweltlandesamtes diesbezüglichen Druck gegeben. Diesem könne die Zweckverbandsverwaltung mit dem klaren Votum vom Montag nun besser standhalten.

Ausdiskutiert ist die Sache trotzdem nicht. „Der Rechts- und Sachstreit mit dem Land wird weitergehen“, räumte Schmidt gegenüber dieser Zeitung auf Anfrage ein. „Wir werden über andere Systeme der haushaltsnahen Sammlung biogener Abfälle reden müssen.“ Mit insgesamt 28 Grünabfallannahmeplätzen in den beiden Landkreisen sei zwar viel Druck vom Kessel genommen, es bleibe die Frage des Umgangs mit den Lebensmittelresten, die noch in der Restmülltonne landen.