Landkreis. Recht schnell war am gestrigen Wahlabend im Wahlkreis 17 (Sömmerda II) klar, dass die AfD mit Torsten Czuppon das Direktmandat für den Thüringer Landtag holen würde.

Schon nach der Auszählung der ersten Wahlbezirke lag der 53-jährige Polizist bei über 30 Prozent und rutschte nach Auszählung in allen 94 Wahlbezirken nur knapp darunter (29,6 Prozent).

Dem Aufruf der AfD folgend, war er am Abend gemeinsam mit seiner Frau als Wahlbeobachter ins Sömmerdaer Rathaus gegangen. Dort waren zwei Briefwahllokale eingerichtet, in denen die Kreuzchen von rund 1950 Briefwählern gezählt wurden.

Den späteren Wahlabend verbrachte das Ehepaar Czuppon gemeinsam mit Freunden bei einigen Flaschen Wein im heimischen Wohnzimmer. „Es ist schön, ich freue mich. Das habe ich gut gemacht“, sagte Torsten Czuppon in einer ersten Reaktion auf sein Wahlergebnis. Besonders freue ihn, dass er mit der Wahlkreisstimme sogar 2,5 Prozentpunkte über der AfD-Landesstimme im Wahlkreis liege. Das spreche er sich selbst zu. Überraschend sei sein Sieg für ihn nicht gekommen, er habe schon stark damit gerechnet.

Bei der Landesstimme hatte die Linke mit 30,5 Prozent leicht die Nase vorn. Die AfD kam hier auf 27,2 Prozent und verdreifachte damit fast das Ergebnis von 2014 (10,0 Prozent).

Dass ihre Partei so zugelegt und erneut den Regierungsauftrag erhalten habe, freut die Linke-Direktkandidatin Heike Werner. Auch wenn bei Redaktionsschluss noch nicht klar war, ob es für das erklärte Ziel Fortsetzung von Rot-Rot-Grün reichen würde, war die Stimmung im Wahlkreisbüro der Linken in der Sömmerdaer Poststraße gut. Der Wähler habe wertgeschätzt, welche Arbeit die Linke in den vergangenen Jahren geleistet habe, sagte Werner. Zu denken gäben ihr die hohen Ergebnisse für die AfD. Eine wichtige Aufgabe sei es nun, mit den Menschen über ihre Ängste zu sprechen und darzustellen, welche positive Entwicklung Thüringen genommen habe. Das Schlechtreden entspreche nicht der tatsächlichen Situation.

Auch ihr persönliches Ergebnis sieht Heike Werner positiv. Für jemanden, der neu in den Wahlkreis gekommen sei, sei das ein gutes Ergebnis und Ansporn, in der Region gemeinsam mit den Menschen, die hier aktiv sind, noch mehr zu erreichen.

Die CDU verfolgte traditionsgemäß im Hotel „Erfurter Tor“ in Sömmerda das Einlaufen der Wahlergebnisse. Anders als bei früheren Landtagswahlen kam aber keine Partystimmung auf. Christian Carius hatte sich zuletzt 2014 mit 38,3 Prozent deutlich gegen den Linke-Bewerber Tobias Steinkopf (25,6 Prozent) durchgesetzt und zum wiederholten Male das Direktmandat für die Union geholt.

Rita Schmidtke (CDU) konnte daran nicht anknüpfen. Das Ergebnis sei zwar nicht ganz überraschend gewesen, sagte sie, man komme gegen den großen Sog im Moment nicht an. Trotzdem sei ihre Enttäuschung groß, dass die Mitte offenbar nicht durchgedrungen und nicht wahrgenommen worden sei. Für sie persönlich sei der Wahlausgang keine Katastrophe. Doch für den Landkreis tue es ihr leid, sie hätte sich gern engagiert und werde das im Kreistag auch weiter tun. Die elf vergangenen Monate seien für sie eine gute Erfahrung gewesen, sie habe auch ein ganz tolles Team zur Unterstützung hinter sich gehabt.

Als erstes ausgezählt worden waren im Wahlkreis 17 die Stimmen im Wahlbezirk Schafau. Um 18.17 Uhr ging die Ergebnismeldung ein. Von 54 Wahlberechtigten machten 38 von ihrem Stimmrecht Gebrauch, was einer Wahlbeteiligung von 70,4 Prozent entspricht. Die meisten Wahlkreisstimmen erhielt Rita Schmidtke (CDU) mit 47,4 Prozent, auf Heike Werner (Linke) und Torsten Czuppon (AfD) entfielen jeweils 21,1 Prozent.

Der Wahltag war nach Einschätzung von Kreiswahlleiter Marko Braun ruhig verlaufen. Bis zum Abend lagen ihm keine Erkenntnisse vor, dass es zu Zwischenfällen gekommen sei.