Reinsdorf. Bienenfresser siedeln sich in der Hohen Schrecke an. Dieses Jahr wurden erstmals zehn Brutpaare nachgewiesen.

Neben dem Eisvogel gehören sie zu den farbenprächtigsten Vögeln in unseren Breiten: die Bienenfresser. Bis Ende der 1980er-Jahre galten sie in Deutschland als ausgestorben. Mit derzeit 700 bis 800 Brutpaaren deutschlandweit zählen sie zu den streng geschützten Arten. Bienenfresser gelten in Thüringen als extrem selten und stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. „Die Landschaftspflegemaßnahmen im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes Hohe Schrecke der Naturstiftung David trugen dazu bei, dass sich die bunten Vögel erstmals in der Region ansiedelten“, berichtet Christin Brauer vom Projektbüro Hohe Schrecke. Sie vermeldet erfreut, dass in diesem Sommer erstmals zehn Brutpaare nachgewiesen werden konnten.

„Bienenfresser bevorzugen ein warmes Klima, sie finden in den Tieflagen unserer Kulturlandschaft ihren bevorzugten Lebensraum. Für ihre Brut nutzen die Vögel vegetationsfreie Löss- und Lehmwände, wie sie durch Freistellungs- und Entbuschungsmaßnahmen im Offenland der Hohen Schrecke entstehen“, erklärt Brauer.

Hier leben sie in Kolonien und bauen meist ein bis anderthalb Meter lange Röhren mit einem Durchmesser von vier bis fünf Zentimetern, an deren Ende sich die Brutkammer befindet. Mit den Grabarbeiten sind die Paare zwei bis drei Wochen beschäftigt – eine Meisterleistung für die etwa 30 Zentimeter großen Tiere. Ihre Nahrung, Großinsekten wie Libellen, Hummeln und Bienen, finden sie in den Grünlandbereichen und den beweideten Trocken- und Halbtrockenrasen der Hohen Schrecke, die durch das Naturschutzgroßprojekt gezielt erhalten werden.

„Jetzt im September ziehen die kleinen Exoten wieder in die Trocken- und Feuchtsavannen Afrikas, wo sie den Winter verbringen. Wenn wir Glück haben, kehren sie im kommenden Jahr Anfang Mai wieder in die Hohe Schrecke zurück“, hofft Christin Brauer.

Der Hintergrund: Ziel des Naturschutzgroßprojektes der Naturstiftung David ist der Schutz und der Erhalt des alten Waldes sowie der umgebenden Kulturlandschaft mit ihren charakteristischen Streuobstwiesen und Trockenrasen. Diese artenreichen Lebensräume dienen als wichtige Puffer zwischen dem Wald und der intensiv genutzten Agrarlandschaft im Thüringer Becken und im Unstruttal. Um die artenreichen Biotope langfristig zu erhalten, setzt das Naturschutzgroßprojekt vor allem auf die naturnahe Nutzung und Förderung regionaler Kreisläufe. Bis zum Jahr 2023 werden insgesamt 100 Hektar Streuobstwiesen und Halbtrockenrasen entbuscht, das geerntete Holz wird meist energetisch genutzt. Erhalten lassen sich diese Flächen meist nur durch regelmäßige Beweidung mit Schafen und Ziegen. Daher unterstützt die Naturstiftung David mit dem Naturschutzgroßprojekt sowie dem Projekt Weidewonne auch gezielt Schäfereibetriebe rund um die Hohe Schrecke.

Für das Projekt stehen insgesamt rund 15 Millionen Euro zur Verfügung. 75 Prozent zahlt das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums und 15 Prozent das Thüringer Umweltministerium. Die verbleibenden 10 Prozent bringt die Naturstiftung David als Eigenanteil ein und wird dabei unterstützt von der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt, dem BUND sowie der Regina Bauer Stiftung, führt Christin Bauer aus.

Weitere Informationen unter: www.naturstiftung-david.de/schrecke /