Weimar. Am Ort seines Arrests von 1717 widmen sich ein Panorama-Bild und ein Film dem Schaffen des Musikers in Weimar

Die Bach-Biennale und musikalische Gottesdienste in den Kirchen stellen ihn klangvoll vor, die Büste am Markt und eine Gedenktafel gegenüber an seinem einstigen Wohnsitz erinnern ebenfalls an Johann Sebastian Bach. Mit dem Erlebnisort „Bach in Weimar“ ist der große Komponist und Musiker seit gestern eindrucksvoll an dem Ort präsent, an dem er sich vom 6. November bis 2. Dezember 1717 nicht gerne aufgehalten haben dürfte: in der Bastille des Stadtschlosses. Dort hatte ihn Herzog Wilhelm Ernst arretieren lassen, weil sein „halsstarriger“ Konzertmeister es gewagt hatte, ohne des Dienstherrn Wissen einen Vertrag in Köthen unterzeichnet zu haben.

Präsentiert werden mithilfe eines Panorama-Bildes und eines Films in Deutsch mit englischen Untertiteln Bachs Leben und Wirken während seiner Weimarer Zeit von 1708 bis 1717. Das Panorama zeigt die authentischen Bach-Stätten in der Stadt, betonte zur Eröffnung Ulrike Köppel, Geschäftsführerin der Weimar GmbH, aus deren Haus die Idee für die Präsentation stammt: das Schloss mit der zerstörten Schlosskapelle „Himmelburg“, sein Wohnhaus, die Geleitschenke (Köstritzer Schwarzbierhaus), wo Salomon Franck wohnte, von dem Bach einige Texte vertonte, und besagte Bastille, die Bach auf dem Weg zur Arbeit oft durchschritten haben dürfte. Ebenso die Jakobskirche, wo Bach bei der Einweihung der Orgel 1721 anwesend gewesen sein soll.

Die Illustrationen erinnern an Tinte-Zeichnungen und sollen die Betrachter in Bachs Zeit versetzen. Schwungvoll und mit Humor schuf sie Ulf Eberspächer vom Berliner Büro Triad, das die Ausstellung erstellte. Es schuf auch den Film, der Bachs Wirken in Bildern, Worten und Musik kurzweilig vorstellt.

Im Arrest entstand vermutlich auch Bachs Präludium und Fuge E-Dur aus dem „Wohltemperierten Klavier“ oder sein legendäres „Orgelbüchlein“, erinnerte Franz Nagel von der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. Diese stellte die Räumlichkeiten in der ersten Etage des Torhauses zur Verfügung. Wobei Bach seines Wissens durchaus komfortabel inhaftiert war: Mit Fenster samt Blick auf die Stadt und einer Heizmöglichkeit. Er rechnet mit viel Zuspruch, weil Besucher allein nur wegen des authentischen Ortes bisher schon großes Interesse an der Bastille gezeigt hätten.

Der Fokus der Präsentation liegt zwar auf Bach in Weimar, doch sei die Ausstellung für ganz Thüringen gedacht, um Besuchern vom Bach-Kenner bis zu Bach-Fans mit weniger Wissen zu informieren – und zu unterhalten. „Wir wollen den Menschen Bach näher bringen“, sagte Wirtschaftsstaatssekretärin Valentina Kerst. Das Haus von Minister Wolfgang Tiefensee hatte 65.000 Euro für das Projekt zur Verfügung gestellt.

Myriam Eichberger, Vorsitzende des Vereins Bachhaus Weimar, fasste die Meinung der Eröffnungsbesucher treffend so zusammen: Die Präsentation sei informativ, ansprechend und entspreche ihrer Ansicht, dass leicht zu Erschließendes und Anspruchsvolles gut eine Ehe eingehen könnten.

Der Besuch der Präsentation ist kostenlos möglich.

dienstags bis sonntags, 10-17 Uhr; Bastille, Torhaus