Erfurt. Lothar Weise gewann als junger Stürmer beide Titel 1954 und 1955. Später schoss er den VfB Stuttgart zum DFB-Pokalsieg.

Der letzte Spieler der legendären Erfurter Fußballmannschaft der 1950er Jahre lebt nicht mehr. Wie dessen Familie den FC Rot-Weiß informierte, ist Lothar Weise in der Nacht zum Montag in einem Pflegeheim in der Nähe von Stuttgart verstorben. Er wurde 89 Jahre alt. Bis zuletzt hatte der Kontakt zum Verein, insbesondere zum Ehrenratsvorsitzenden Jochen Hofmann, bestanden. 2019 war Weise zum Ehrenmitglied des FC Rot-Weiß ernannt worden.

1955 als bester Nachwuchsfußballer der DDR ausgezeichnet

Lothar Weise, der Rechtsaußen des zweifachen DDR-Fußballmeisters Turbine Erfurt
Lothar Weise, der Rechtsaußen des zweifachen DDR-Fußballmeisters Turbine Erfurt © Axel Eger | Wlocka/Archiv

Seine Laufbahn begann 1948 bei der damaligen SG Fortuna Erfurt und führte ihn 1951 zum Gewinn der DDR-Jugendmeisterschaft mit der BSG Turbine. Als junger Stürmer feierte er mit Turbine die beiden Meisterschaften in den Saisons 1953/54 und 1954/55 unter Trainer Hans Carl. 1955 wurde Weise als bester Nachwuchsfußballer der DDR mit einer Reise zum Länderspiel der damaligen Sowjetunion gegen Weltmeister BRD ausgezeichnet. Insgesamt bestritt er für Turbine 113 Pflichtspiele und erzielte 36 Treffer. Dreimal kam er für die B-Nationalmannschaft der DDR zum Einsatz.

Flucht in die BRD zu den Stuttgarter Kickers

Lothar Weise, umrahmt von Günther Sawitzki (links) und Hansi Müller (rechts) bei der Feierstunde zum 125-jährigen Jubiläum des VfB Stuttgart im September 2018.
Lothar Weise, umrahmt von Günther Sawitzki (links) und Hansi Müller (rechts) bei der Feierstunde zum 125-jährigen Jubiläum des VfB Stuttgart im September 2018. © imago/Pressefoto Baumann | Hansjürgen Britsch

Anfang 1957 nutzte der gelernte Autoschlosser die Chance, in die BRD zu flüchten. Er schloss sich zunächst den Stuttgarter Kickers an, musste jedoch erst einmal die obligatorische Einjahressperre der Fifa absitzen und kam lediglich auf zwölf Einsätze. 1958 wechselte der Angreifer zum Stadtrivalen VfB Stuttgart und erlebte am 16. November dieses Jahres seine Sternstunde: Im DFB-Pokalfinale in Kassel gelang ihm in der 113. Spielminute der entscheidenden Treffer zum 4:3-Sieg gegen Fortuna Düsseldorf.

Dem VfB Stuttgart immer die Treue gehalten

In seiner letzten Saison 1962/1963 trug Weise mit sechs Toren entscheidend dazu bei, dass sich der VfB heute als Gründungsmitglied der Bundesliga bezeichnen darf. Insgesamt kam er auf 88 Partien und 36 Tore für die Stuttgarter, denen er anschließend immer treu geblieben ist: als Mitglied der Traditionself und launiger Stadionführer. Auch in seiner neuen Heimat vergaß er aber nie, wo seine Wurzeln lagen.

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