Marco Alles berichtet aus dem tschechischen Nove Mesto.

Spot an! Mit ein bisschen guten Willen konnte man das Flutlicht in der Vysocina-Arena als Scheinwerfer für das Duo ansehen, das derzeit die größte Aufmerksamkeit im Biathlon-Zirkus erzeugt. Einen Tag nach ihrem Triumph mit der französischen Mixedstaffel trainierten Justine Braisaz-Bouchet und Julia Simon am Donnerstagabend schon wieder Seite an Seite. Die eine, Braisaz-Bouchet, mit der Waffe auf dem Rücken; die andere, Simon, ohne. Was die jeweilige Zufriedenheit über ihre bisher demonstrierten Schießleistungen verrät.

Am Mittwochabend hatten sie noch gemeinsam die Marseillaise gesungen und nach der Siegerehrung mit den Goldmedaillen posiert, ehe der schwelende Konflikt zwischen ihnen offensichtlich wurde. Bei der Pressekonferenz ließen sie zunächst einen Stuhl zwischen sich frei und nutzten anschließend Teamkollege Eric Perrot als Puffer. Auch sonst würdigten sich die Skijägerinnen keines Blickes. Gesprochen wird ohnehin nur das Nötigste.

Seit Monaten kommunizieren die Beiden hauptsächlich über Anwälte. Hintergrund ist eine juristische Auseinandersetzung wegen der sogenannten Kreditkarten-Affäre. Braisaz-Bouchet wirft der Gesamtweltcup-Siegerin des vergangenen Winters vor, ihre Kreditkarte für Online-Bestellungen missbraucht zu haben. Simon wiederum sieht sich selbst als Opfer eines Identitätsdiebstahls. Die Ermittlungen der Polizei in Albertville laufen noch.

Weil der Streit die französische Mannschaft zu spalten drohte, einigte man sich vor Saisonbeginn auf eine Art Burgfrieden und blendet das Thema auch in Nove Mesto komplett aus. Mit Erfolg, wie der goldene Auftakt gezeigt hat.

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