Doha. Auch am Tag vor dem Endspiel gegen Spanien geht es bei Hansi Flicks Auftritt weniger um Fußball als erneut wieder nur um die Fifa.

Der Auftritt, den Hansi Flick keinem Spieler aus seiner Mannschaft zumuten wollte, dauerte handgestoppte 21 Minuten und 58 Sekunden. Oder sogar rund 180 Minuten. Je nach Lesart. „Wir sitzen fast drei Stunden im Auto, haben aber morgen ein wichtiges Spiel“, sagte der verärgerte Flick in der knapp 22-minütigen Pressekonferenz am Vortag der Partie gegen Spanien (20 Uhr/ZDF) im Qatar National Convention Center (QNCC). Die rund 110 Kilometer lange Strecke hin und zurück musste sich der 57 Jahre alte Fußballerlehrer kutschieren lassen, um kurz zur Weltpresse zu sprechen. „Wir wollten keinem Spieler zumuten, hierher so lange zu fahren“, sagte Flick, der auch einen Schuldigen für die Tortour ausgemachte hatte: die Fifa. „Klar sind wir enttäuscht. Aber wir müssen das akzeptieren – wie so vieles hier.“

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Die Fifa also wieder. Die hatte die Anfrage des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) abgelehnt, am Tag vor dem Schicksalsspiel gegen Spanien eine Ausnahme zu machen. Die Regeln sehen schließlich vor, dass am Vortag aller WM-Spiele, im Fifa-Sprech: „Matchday minus 1 Press conference“, immer der Nationaltrainer und ein Startelfspieler sich im Medienzentrum QNCC in Doha den Fragen der Journalisten stellen. Und Regeln sind Regeln. Sagte die Fifa. Flick aber sagte: „Wir haben ein richtig gutes Medienzentrum bei uns. Natürlich hätten wir das auch da machen können. Es ist halt so.“

Die Regeln waren auch dem DFB-Team schon monatelang bekannt

Was Flick nicht sagte: Die Regeln wurden bereits weit vor dem Turnier festgelegt. Und dass die deutsche Mannschaft als eins von ganz wenigen Teams nicht in Doha residiert, ist wohl kaum die Schuld der Fifa. Die muss nun entscheiden, ob der DFB sogar eine Geldstrafe erhält, weil die Regel, auch einen Spieler für die Pressekonferenz zu stellen, gebrochen wurde. Und so blieb von Flicks 22-Minuten-drei-Stunden-Auftritt weniger hängen, wie man an diesem Sonntag Spanien bezwingen wollte, sondern dass mal wieder die Fifa irgendwie blöd ist.

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Man glaubt es kaum, aber über Fußball wurde am Vortag des Spiels der Spiele auch noch gesprochen. Zumindest kurz. So konnte Flick im Presseraum 1 des überdimensionalen QNCC verkünden, dass der angeschlagene Leroy Sané das gesamte Abschlusstraining im weit entfernten Al Shamal Sports Club am Abend absolvieren würde. Erst danach könnte er entscheiden, ob der Bayernprofi eine Option gegen Spanien sei.

Einige Positionen sind weiterhin offen

Überhaupt könnte er erst nach einer Nacht des Drüberschlafens endgültig entscheiden, wer am Abend in Al-Chaur von Anfang an auflaufen wird. Abwehr, Mittelfeld, Sturm – alles ist offen. Und wahrscheinlich könnte man sagen, dass es gefährlich ist, keine eingespielte Stammelf in so einem wichtigen Spiel zur Verfügung zu haben. Flick aber sagte: „Wir haben ein paar Positionen offen, das zeigt doch, was für eine Qualität wir haben.“

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Manchmal ist das Glas halbleer, manchmal halbvoll. Die meisten Fragen an Flick waren Halbleer-Fragen. Die meisten Repliken waren Halbvoll-Antworten. „Ich gehe das alles positiv an“, sagte Flick. „Wir werden morgen eine Mannschaft auf dem Platz sehen, die weiß, worum es geht. Ich bin von unserem Plan überzeugt.“

Dann verabschiedete sich Flick. Und fuhr zurück. Wieder 110 Kilometer. Immer noch verärgert.