München. Der DEB ist zuversichtlich, mit seinem Hygienekonzept die Grundlage für eine Eishockeysaison mit Zuschauern geschaffen zu haben. Einige Fragen sind aber offen. Klar ist auch: Sollten in der DEL zumindest teilweise Zuschauer zugelassen werden, sind die Einschränkungen groß.

Der Deutsche Eishockey-Bund hat mit einem Hygienekonzept den Rahmen für die neue Spielzeit mit Zuschauern vorgegeben. Ob dies auch in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) gelingt, ist noch unklar.

"Jetzt sind die Clubs gefordert. Das Entscheidende muss jetzt vor Ort passieren", sagte der am vorgelegten Konzept beteiligte DEL-Spielbetriebsleiter Jörg von Ameln. Auf Grundlage des von DEB und DEL erarbeiteten Plans sollen die Proficlubs nun jeweils ein eigenes Konzept erstellen, über das letztendlich die regionalen Gesundheitsämter entscheiden.

Anders als im Fußball sind die Profiligen der drei anderen großen Teamsportarten Eishockey, Handball und Basketball zwingend auf Zuschauer angewiesen. Geisterspiele sind wirtschaftlich nicht darstellbar und jeweils nur für eine begrenzte Zeit denkbar.

Unabhängig vom vorgestellten Eishockeykonzept, das zunächst vor allem eine generelle Rückkehr zum Trainings- und Spielbetrieb ermöglichen soll, arbeiten Vertreter der Eishockey-, Handball- und Basketball-Profiligen derzeit gemeinsam daran, die kommende Spielzeit mit Zuschauern zu ermöglichen. Um Zeit dafür zu gewinnen, verlegten alle Ligen ihre Saisonstarts. Die Handball-Bundesliga soll am 1. Oktober starten, DEL und Basketball-Bundesliga dagegen erst im November. "Wir brauchen Zuschauer", sagte DEB-Präsident Franz Reindl. "Wir tun alles dafür, dass wir mit Zuschauern spielen können."

Die müssten dann aber wohl einige Einschränkungen in Kauf nehmen. DEB-Sportdirektor Stefan Schaidnagel prophezeite genau vorgegebene Wege, etwa zu den Toiletten oder zum Bratwurststand. "Möglichkeiten zu Fiebermessungen im Eingangsbereich vor Betreten des Stadions müssen geschaffen werden", heißt es zudem in dem Konzept. Singen und Anfeuern soll nur, wer eine sogenannte FFP2-Maske trägt. Wie sich die durch Masken gesungenen Sprechchöre anhören, ist nur eine der Fragen, die am Donnerstag unbeantwortet blieben.

Da alles auf einen Spielbetrieb mit Zuschauern ausgelegt ist, blieb das vom DEB vorgelegte Konzept - anders als etwa das von der Deutschen Fußball Liga für ihre Geisterspiele - in Teilen reichlich vage. Denn über die Zulassung von Zuschauern kann in jedem Bundesland anders entschieden werden. Auch die regionalen Gesundheitsämter können unterschiedliche Auflage machen. Zudem gibt es etwa im 13.205 Zuschauer fassenden modernen ISS Dome für die Düsseldorfer EG andere Möglichkeiten, mehr Fans coronakonform unterzubringen, als in der alten Eissporthalle Iserlohn für weniger als 5000 Zuschauer.

"Wir können keine Komplettlösung anbieten und haben lokale Besonderheiten ausgeklammert", sagte Schaidnagel daher und sieht seine allgemeinen Vorgaben für die Unterbringung und das Verhalten von Spielern und Offiziellen in den Stadien lediglich als Leitfaden: "Wir denken aber, dass wir eine praktikable Vorlage geleistet haben."

Wie praktikabel die tatsächlich ist, entscheidet die Politik. An entscheidenden Stellen soll das Konzept schon seit einiger Zeit vorliegen. Eine Rückmeldung gibt es aber noch nicht.

Unklar bleibt auch die Frage der künftigen Corona-Tests. "Die Frage der Testung ist noch nicht geklärt", räumte der medizinische DEB-Koordinator Lutz Graumann ein. "Wir müssen einen Rhythmus finden, in dem wir Spieler regelmäßig testen. Das entscheidet jeder Verein vor Ort." Ob die Regelmäßigkeit der Tests dann von den finanziellen Möglichkeiten jedes Clubs abhängig ist und etwa beim EHC Red Bull München öfter getestet wird als bei den Fischtown Pinguins in Bremerhaven, blieb ungeklärt. "Es geht hierbei um die Gesundheit der Spieler. Da können finanzielle Dinge keine Rolle spielen", sagte von Ameln zwar. Wer die Tests aber bezahlen soll, ist noch offen.

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